LESERBRIEF ZUM ARTIKEL «EINE BAHN IN VOLKES HAND» VOM 15. MAI - Ein klares Ja für die Zukunft der Sportbahnen Kiental AG
22.05.2020 Reichenbach, Kiental, LeserbriefEin klares Ja für die Zukunft der Sportbahnen Kiental AG
Als Zuzügerin hat mich das Kiental mit seiner Sesselbahn von Beginn weg begeistert: Nostalgisch und ruhig, ein Gegenpol zur Hektik unserer modernen Zeit. Oben angekommen, ist sogar der Handyempfang eingeschränkt ...
Ein klares Ja für die Zukunft der Sportbahnen Kiental AG
Als Zuzügerin hat mich das Kiental mit seiner Sesselbahn von Beginn weg begeistert: Nostalgisch und ruhig, ein Gegenpol zur Hektik unserer modernen Zeit. Oben angekommen, ist sogar der Handyempfang eingeschränkt – das Gefühl der Entschleunigung ist komplett. Ich kann nicht sagen, wie oft ich mit den Kindern im Restaurant Ramslauenen «Zmittag» gegessen habe – für mich eine Auszeit vom Alltag, für die Kinder, dank der Sesselbahnfahrt, ein Abenteuer.
Und dann der Winter: Ein Skigebiet und Schlittelweg so nah, dass es sich lohnt, auch an freien Halbtagen hinzufahren. Klein aber oho, mit blauen, roten und schwarzen Pisten, mit «Hasäwägli», Freeride-Möglichkeiten und gleichzeitig so übersichtlich, dass es die Kinder, voller Stolz, bald auch allein erkunden können.
Doch kann die Vernunft auch Ja sagen? Die bisherige Unterstützung und die aufgelegten Unterlagen zeigen: Der Gemeinderat hat es sich nicht leicht gemacht mit seiner Empfehlung, das Hilfsgesuch abzulehnen. Gerade deshalb hätte ich mir gewünscht, dass man die Unterstützung mit bestimmten Bedingungen verknüpft: Ein Mitspracherecht oder gar eine Aktienmehrheit der Gemeinde, günstige Jahresabonnemente für die ReichenbacherInnen, die Sperrung der Strasse während des Betriebs der Sesselbahn usw. Dies ist am 7. Juni jedoch keine Option. Wir können uns nur für oder gegen das Weiterbestehen der Bahn entscheiden, ohne wenn und aber.
Warum ich trotzdem hinter einem Ja stehen kann? Kostenfolgen-Abschätzungen sind eine knifflige Sache. Während die unmittelbaren Kosten klar berechenbar sind, sind mittelbare Kostenfolgen schwierig zu beziffern. Wie wichtig ist die Bahn für den Tourismus in Reichenbach? Wie Erfolg versprechend ist das Sanierungskonzept? Wie viele und welche Betriebe und Arbeitsplätze in der Gemeinde würden bei einem Konkurs in Mitleidenschaft gezogen? Was passiert mit der Bahn nach der Still legung? Was kostet ein Rückbau, und wer trägt die Kosten?
Offensichtlich ist heute, dass der Betrieb der Ramslauenenbahn die SteuerzahlerInnen von Reichenbach in den nächsten zehn Jahren Geld kosten wird – eine gros se, bestimmbare Summe. Nicht abzusehen ist jedoch, ob die Ablehnung des Gesuchs die Gemeinde insgesamt effektiv weniger kosten wird. Hinzu kommt, dass die Sportbahn Kiental AG im Betriebsjahr 2018/19 schwarze Zahlen schreiben konnte. Dies vor allem dank des ausgezeichneten Betriebsergebnisses im Sommer 2018. Gewisse Massnahmen des Verwaltungsrats scheinen demnach zu greifen, und es ist nicht vom sprichwörtlichen Fass ohne Boden auszugehen.
Vor diesem Hintergrund ist für mich klar, dass unsere Ramslauenenbahn nicht nur aus emotionalen Gründen ein klares Ja an der Urne verdient.
ANNA MÜLLER, SCHARNACHTAL