OHNE GEHT ES NICHT
Heute wollen wir uns mal mit der Globalisierung beschäftigen. Die ist ja in letzter Zeit ein wenig ins Gerede gekommen – fehlende Masken, unterbrochene Lieferketten, Sie wissen schon. Mancher hat sich gar die Frage gestellt, ob das mit dem ...
OHNE GEHT ES NICHT
Heute wollen wir uns mal mit der Globalisierung beschäftigen. Die ist ja in letzter Zeit ein wenig ins Gerede gekommen – fehlende Masken, unterbrochene Lieferketten, Sie wissen schon. Mancher hat sich gar die Frage gestellt, ob das mit dem weltumspannenden Warenverkehr vielleicht doch keine so gute Idee ist. Nun aber zeigt ein aktuelles Beispiel, wie wichtig die Globalisierung ist und wie sehr gerade die Schweiz davon profitiert.
Tankstellen, Handelsketten, Coiffeursalons, sie alle bieten heute irgendwelche Sammelaktionen an. Hat man genug Punkte angehäuft oder das Rabattkärtchen brav gefüllt, erhält man einen Bonus. Dem Kunden wird damit weisgemacht, er bekäme etwas billiger oder gar umsonst. Das ist natürlich Unsinn: Irgendjemand muss die schönen Rabattgeschenke ja am Ende bezahlen. (Tipp: Die Anbieter sind es nicht.)
Vielen Punktejägern ist zudem nicht bewusst, dass auch die Anbieter überaus fleis sig sammeln, nämlich Daten. Als Kunde werden Sie sich wohl nicht mehr erinnern, was Sie heute vor fünf Jahren in welcher Filiale gekauft haben. Aber seien Sie sicher: Ihr freundlicher Detailhändler weiss es genau. Und er weiss auch noch, ob die Ware damals bar oder mit Karte bezahlt wurde.
Die meisten Menschen stört es nicht, wenn sie genauso gescannt werden wie die Artikel im Einkaufskorb – die Sammelaktionen sind beliebter denn je. Das stellt insbesondere die grossen Detailhändler vor Probleme. Denn je mehr Kunden mitmachen, desto mehr Prämien müssen ja verfügbar sein. Nehmen wir also an, ein Detailhändler bräuchte für seine neuste Kampag ne Tausende kleine Insektenhotels, die er an ökologisch bewusste Kunden verteilen möchte – wo könnte er die Dinger günstig produzieren lassen? Ganz einfach: Dort, wo alles herkommt, was man schnell, billig und in grosser Menge braucht: in China.
Wenn Sie also in nächster Zeit Ihr Insektenhotel entgegennehmen, dann wurde dieses von chinesischen Tagelöhnern aus neuseeländischem Kiefernholz gefertigt und dann per Containerschiff nach Europa transportiert. Sehen Sie: Und genau dafür braucht es die Globalisierung! Ohne die geht es einfach nicht.
MARK POLLMEIER
M.POLLMEIER@FRUTIGLAENDER.CH