MACHT MAN DAS?
Soziale Medien gehören für mich zum Leben wie die gedruckte Zeitung. Der Inhalt des ersteren ist jedoch oft von kurzer Lebensdauer, ein Klick und schon ist verschwunden oder vergessen, was man gesehen oder gelesen hat. Ab und zu gibt es jedoch auch dort ...
MACHT MAN DAS?
Soziale Medien gehören für mich zum Leben wie die gedruckte Zeitung. Der Inhalt des ersteren ist jedoch oft von kurzer Lebensdauer, ein Klick und schon ist verschwunden oder vergessen, was man gesehen oder gelesen hat. Ab und zu gibt es jedoch auch dort Sätze, die im Kopf hängen bleiben. Diese müssen nicht einmal richtig gescheit sein, aber irgendetwas auslösen.
«Woher soll ich wissen, wie man sich in meinem Alter zu verhalten hat? Ich war doch noch nie so alt wie jetzt!» Darunter eine Karikatur einer grauhaarigen Oma auf einem Motorrad. Dies ist so ein Bild respektive Satz, der kurz mal in einer Facebook-Gruppe zu lesen war. Seither denke ich ab und zu daran, was denn dem Alter entsprechendes Verhalten ist – und vor allem, wer diese Regeln festlegt? Wenn die Eltern – mehr als einmal – sagen, «das macht man nicht», wird dies vom Kind kaum hinterfragt, sondern löst wohl eher eine Trotzreaktion aus.
Doch wer ist mit «man» gemeint, wenn mir heute jemand sagt, das macht man nicht? Da ist doch hinterfragen geradezu Pflicht, ob es wirklich zutrifft und wieso man es angeblich nicht macht.
Das Zusammenleben in einer Gesellschaft braucht Richtlinien, auf die sich die Leute einmal geeinigt haben und die auch der Situation angepasst werden können oder müssen. Unsere Gesetze sind nicht immer fair, aber sie bieten Leitplanken. Natürlich werden diese allgemeinen Grenzen immer wieder überschritten, jemand findet eine Lücke und nutzt diese aus. Meine erste Reaktion: «Das macht man doch nicht!» – egal in welchem Alter.
Dennoch hab ich noch immer keine Ahnung, was man (oder ich) in welchem Alter machen darf und was nicht. Kurze Hosen tragen? Karussellfahren? Lego-Autos bauen? Sprengt das schon die Grenzen? Es gibt durchaus Personen, denen auch ich gern persönlich sagen würde, dass man das nicht macht, was sie machen – der amerikanische Präsident ist eine davon, wenn ich die unverfrorene Drohung des Militäreinsatzes gegen Demonstranten im eigenen Land lese. Doch meine Warnung hat natürlich keine Wirkung. Und wenn sie eine hätte, wäre es sicher eine Trotzreaktion.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
H.SCHNEIDER@FRUTIGLAENDER.CH