Von Bunderspitz bis Bundeshaus
16.06.2020 SportLAUFSPORT Weltweit nehmen 420 Personen aus 19 Nationen am virtuellen Rennen «Swiss Alps 800» teil. Ueli Schneider und Helene Ogi aus Frutigen sind beide in den Top Ten.
MICHAEL SCHINNERLING
Man stelle sich vor: Ein Sportler läuft vors Bundeshaus und ...
LAUFSPORT Weltweit nehmen 420 Personen aus 19 Nationen am virtuellen Rennen «Swiss Alps 800» teil. Ueli Schneider und Helene Ogi aus Frutigen sind beide in den Top Ten.
MICHAEL SCHINNERLING
Man stelle sich vor: Ein Sportler läuft vors Bundeshaus und schwingt dort die Schweizerfahne. Wildfremde Menschen klatschen Applaus, wissen allerdings nicht so genau, warum. So erging es dem Trail-Läufer Ueli Schneider aus Frutigen. In 25 Tagen hatte er 800 Kilometer und 31600 Höhenmeter absolviert, und als Schlussbouquet nahm er die Etappe Frutigen–Bern unter die Füsse. Bis Reichenbach war er zuvor der Kander entlanggelaufen, dann ab Wimmis auf dem Wanderweg bis Amsoldingen und über geteerte Strassen nach Thun, Schwäbis und der Aare entlang bis in die Hauptstadt. «Ich wusste, dass es kilometermässig zu wenig war. Darum entschloss ich mich, einen kleinen Stadtrundlauf anzuhängen. So passte es dann», strahlt Schneider.
Im Schnitt war der Frutiger für Swiss Alps 800 täglich 32 Kilometer und 1250 Höhenmeter unterwegs. Die kürzeste Strecke betrug 17 Kilometer, die längste 63. «Am liebsten war ich in den Bergen. Helene Ogi und ich liefen viel gemeinsam», berichtet Schneider. Schneider startete das virtuelle Rennen am 16. Mai und schloss es am 9. Juni als bester Schweizer und weltweit auf dem 5. Rang ab.
Etwas später eingestiegen
Ueli Schneider hatte Helene Ogi angefragt, ob sie bei Swiss Alps 800 mitmachen möchte. Sie begann das Rennen am 20. Mai und lief jeden Tag, manchmal vor der Arbeit oder zwischendurch. «Wegen des Regens war die letzte Woche nicht so schön. Aber wir liefen gemeinsam schöne Etappen», erzählt die Frutigerin. Beim Aufstieg brauchten die beiden die Kraft zum Laufen, in flachen Stücken und beim Abstieg blieb auch mal Zeit für ein lockeres Gespräch. «Es war kein Wettkampf, die Zeit spielte keine Rolle. Das machte es so besonders», erklärt Ogi. Die Bergwelt hat für beide etwas Beruhigendes. «Hier denkst du über gewisse Dinge anders als zu Hause in der Stube.»
Ihre letzte Etappe führte am 12. Juni übers Hahnenmoos und dann auf den Bunderspitz. Die Frutigerin absolvierte dabei 81 Kilometer und 4388 Höhenmeter. «Die Strecken müssen gut geplant sein, und es bedarf schon einer guten Grundkondition», berichtet Ogi. Als die Athletin am Freitagabend nach Hause kam, blickte sie auf 23 Tage mit jeweils drei bis sieben Stunden laufen und 1000 Höhenmeter im Schnitt zurück. Als Lohn winkte ihr als beste Schweizerin der 7. Gesamtrang weltweit.
Swiss Alps 800
Das virtuelle Rennen startete am 16. Mai und dauert noch bis zum 16. August. Während dieser 93 Tage müssen jeden Tag durchschnittlich 8,6 Kilometer zurücklegt werden, um 800 Kilometer zu erreichen. Man kann die Strecke im Freien oder drinnen auf dem Laufband absolvieren. Höhenmeter sind freiwillig und werden nicht angerechnet.
MS