«Our Chalet» erwartet Kleingruppen und Familien
16.06.2020 AdelbodenMit viel weniger Girl Scouts als in den Vorjahren rechnet World-Center-Managerin Tanya Tulloch – die meisten Gruppen haben ihre Ferien im «Our Chalet» verschoben. Die 47-Jährige bleibt angesichts der speziellen Umstände aber gelassen.
PETER SCHIBLI
85 bis 90 ...
Mit viel weniger Girl Scouts als in den Vorjahren rechnet World-Center-Managerin Tanya Tulloch – die meisten Gruppen haben ihre Ferien im «Our Chalet» verschoben. Die 47-Jährige bleibt angesichts der speziellen Umstände aber gelassen.
PETER SCHIBLI
85 bis 90 Prozent der Pfadfinderinnen kommen normalerweise aus den drei Ländern: USA, Grossbritannien und Kanada. In Zahlen sind es zwischen 7500 und 8000 Übernachtungen pro Jahr. Im Corona-Sommer 2020 werden im «Our Chalet», das 1932 gegründet wurde, weniger als 1000 Scouts erwartet.
Anstatt auf Gäste aus Übersee setzt Tanya Tulloch diesen Sommer auf solche aus der Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich und Belgien. Der
steht die Managerin mit verschiedenen Schweizer Pfadi-Organisationen in Kontakt. Ein spezielles Segment könnten in der Schweiz lebende Expat-Töchter sein, welche 2020 nicht zu den traditionellen Summer Camps in die USA fliegen werden. Ausser für Girls Scouts ist Tulloch offen für Familien und Individualtouristen, die das Pfadiheim einem Hotel vorziehen.
Wegen des Lockdowns öffnet das Haus erst am 13. Juli seine Pforten und wird während den beiden ersten Wochen nur Self-Catering anbieten. Von der hauseigenen Küche gekochte Mahlzeiten gibt es am Anfang nicht. Übernachtet wird nicht im Haupthaus im Massenlager, sondern nur in den kleineren Seitengebäuden mit Mehrbettzimmern.
Neues Belegungskonzept
Ab dem 1. August gilt dann ein ausgedünntes Belegungskonzept in allen Gebäuden: In einem Raum wird nur eine beschränkte Anzahl an Personen aufgenommen, die alle zur selben Gruppe gehören müssen. Aus Hygienegründen wird auf eine Vermischung der angereisten Gruppen verzichtet. Für Mahlzeiten und Veranstaltungen trifft man sich ausschliesslich in kleinerem Kreis. Grosse Ansammlungen werden vermieden.
Das vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) geforderte Schutzkonzept ist im Entstehen begriffen. Daran beteiligen sich ausser der Managerin die Küchenchefin, ein Stiftungsratsmitglied und ein Staffmitglied, das Erfahrung im Schreiben von Konzepten hat. Klar ist: Bei einem Infektionsverdacht würde der für «Our Chalet» zuständige Dorfarzt Dr. Bleisch beigezogen. Auf Quarantänemassnahmen ist Tanya Tulloch vorbereitet. Räume stünden genügend zur Verfügung.
Angepasst wurden in Adelboden auch die Programmangebote: Aktivitäten wie beispielsweise Wanderungen in der freien Natur sind problemlos durchzuführen. Der morgendliche Ausflug auf den Bunderspitz wird auch dieses Jahr angeboten, ebenso wie Abstecher an den Thunersee, nach Interlaken oder an die Trümmelbachfälle. Spiele im Haus müssen hingegen auf kleinere Gruppen in verschiedenen Räumen aufgeteilt werden. Die Übernachtung beim «Cheesemaker» wird heuer aus dem Programm gestrichen.
Dass für die Betreuung von weniger Gästen die Zahl der Volunteers reduziert werden muss, ergibt sich von selbst. Bei der Eröffnung am 13. Juli werden nur sechs Staffmitglieder anwesend sein. Am 1. August kommen dann sechs bis acht Volunteers hinzu. Das sind acht Personen weniger als in normalen Jahren.
Verluste durch Spenden kompensieren
Managerin Tanya Tulloch rechnet mit einem Defizit in diesem Betriebsjahr. Bereits hat die sympathische Amerikanerin, die aus Kentucky stammt und bis 2003 in Oregon wohnte, damit begonnen, Spenden zu sammeln und die Ausfälle teilweise zu kompensieren. Eine amerikanische «Girl Scout Foundation» hilft ihr dabei. Da weder diese Massnahme noch die Kurzarbeitsentschädigung ausreichen werden, das Loch zu stopfen, muss sie auch ihre Reserven anzapfen.
Alles in allem nimmt die Chefin, die «Our Chalet» seit sieben Jahren leitet, die speziellen Umstände erstaunlich gelassen. «Ich bin dankbar, in diesen schwierigen Zeiten in einem sicheren Land, in der Schweiz, leben und arbeiten zu dürfen», schwärmt sie und ergänzt: «Die Leute in Adelboden meinen es gut mit mir und mit unserem Chalet.»
Kontakte ausbauen und stärken
Begeistert hat sie insbesondere die Gutscheinaktion, mit welcher der Adelbodner Gemeinderat das lokale Gewerbe unterstützte und von jedem gekauften Gutschein zehn Prozent als Kaufanreiz übernahm. Ihre Freizeit will Tulloch in diesem Sommer dafür nutzen, ihre guten Kontakte zu Behörden, Veranstaltern und zur Bevölkerung im Lohnerdorf auszubauen und zu stärken.