ALTERNATIVE MÜLLHALDEN
Wer regelmässig durch die Frutigländer Wälder streift, dürfte dort sicher schon auf illegal deponierten Abfall gestossen sein. Sporadisch wird der «Frutigländer» auf solche alternativen Entsorgungshöfe aufmerksam gemacht. Das Bildmaterial ...
ALTERNATIVE MÜLLHALDEN
Wer regelmässig durch die Frutigländer Wälder streift, dürfte dort sicher schon auf illegal deponierten Abfall gestossen sein. Sporadisch wird der «Frutigländer» auf solche alternativen Entsorgungshöfe aufmerksam gemacht. Das Bildmaterial dazu fehlt jeweils nicht und ist teils eindrücklich: Die Palette reicht von Matratzen über Fernseher bis hin zu Badewannen.
Eine besondere Qualität des Menschen ist ja bekanntlich dessen Kreativität – die natürlich auch bei der Abfallentsorgung zum Tragen kommt. So exportieren wir unseren Müll etwa ins Ausland oder versenken ihn in den Weltmeeren. Bequemer gehts teilweise in meiner Nachbarschaft zu: Dort landet offensichtlicher Schrott gleich am Strassenrand – natürlich versehen mit einem Schild «gratis zum Mitnehmen». Immerhin macht man sich die Mühe, Faulheit durch das Vortäuschen von Barmherzigkeit zu kaschieren. Auch originell: Altkleider-Container. Dort landeten während des Lockdowns offenbar auch artfremde Materialien, etwa Kaffeekapseln oder Elektroschrott.
Es ist höchst erstaunlich, dass der Mensch sein Entsorgungsbedürfnis nicht längst dort stillt, wo der Platz unbegrenzt ist: im Weltall. Man könnte sich dadurch sämtliche Verbrennungsanlagen sparen, denn in der Atmosphäre würde der Müll verglühen, weiter weg wohl früher oder später von einem schwarzen Loch gefressen. Eine bestechende Idee also – wenn da nicht die Spielverderber aus der Weltraumforschung wären. Diese erachten Weltraumschrott, etwa in Form von ausgedienten Satelliten-Teilchen, mittlerweile als Problem. Und zwar wegen der Kollisionsgefahr: Ein Schrott-Teilchen von einem Gramm Gewicht hat aufgrund seiner horrenden Geschwindigkeit immerhin einen Energiegehalt von 12 Gramm TNT – und explodiert bei einem Zusammenstoss mit einem funktionsfähigen Satelliten auf der Stelle.
Ganz so viel Sprengkraft haben irdische Entsorgungspraktiken nicht. Dafür lange Bestand: Wird eine PET-Flasche im Wald nicht weggeräumt, bleibt sie dort schätzungsweise 450 Jahre lang liegen. Glas zersetzt sich noch um ein Mehrfaches langsamer. Kreativität mag unsere Stärke sein. Leider hat sie aber oftmals eine sehr kurze Halbwertszeit.
JULIAN ZAHND
J.ZAHND@FRUTIGLAENDER.CH