AUF GROSSEM FUSS
Wie wenig man ohne eine Sache leben kann, merkt man erst, wenn sie fehlt. Diese Binsenweisheit bekomme ich gerade verletzungsbedingt am eigenen Leib zu spüren. Was mir fehlt: das Gehen. Und eigentlich auch das Stehen. Nun ist es ausgerechnet meine sonstige ...
AUF GROSSEM FUSS
Wie wenig man ohne eine Sache leben kann, merkt man erst, wenn sie fehlt. Diese Binsenweisheit bekomme ich gerade verletzungsbedingt am eigenen Leib zu spüren. Was mir fehlt: das Gehen. Und eigentlich auch das Stehen. Nun ist es ausgerechnet meine sonstige Verbündete, die Sprache, die mir meine klägliche Situation am laufenden Band unter die Nase reibt. Ich fühle mich von ihr hintergangen und gegängelt.
Kaum eine Redewendung scheint ohne das Gehen oder den Gehapparat auszukommen. Ständig und unfreiwillig wird man mit Informationen aus aller Welt auf dem Laufenden gehalten. Unternehmen, die finanziell schlecht aufgestellt sind, gehen über die Bücher – wenn sie denn überhaupt zu ihren Problemen stehen (merke: Lügen haben kurze Beine ). Vermutlich haben die meisten von ihnen zuvor auf zu gros sem Fuss gelebt und sich auf überdimensionierten Firmenfeiern so richtig gehen lassen. Ihr Standing in der Öffentlichkeit ist deshalb völlig zu recht angeknackst.
Lobenswert sind dagegen jene, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Was kann da schliesslich schon schiefgehen? Doch auch den Bodenständigsten unter uns unterlaufen dann und wann mal Fehler. Wenn die Versuchungen zu gross werden, sollten wir standhaft bleiben, widerstehen und aufrecht durchs Leben gehen – auch dann, wenn wir uns von Fortuna übergangen fühlen. Sprunghafte Gemüter mögen kurzfristig zwar fröhlicher sein, doch ist ihr Glück von Bestand?
Wer einmal in sich geht, erkennt, dass Müs siggang keine Tugend sein kann. Manchmal muss man über seinen eigenen Schatten springen. Andererseits müssen wir uns auch nicht in jeder Situation ein Bein ausreissen. Angesichts der vielen Pflichten kann man schon mal kalte Füsse bekommen. Dagegen hilft vielleicht Gehirnjogging – soll ja auch gut fürs Gedächtnis sein. Denn: Was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen. In diesem Sinne: Hals- und Beinbruch!
Für den Phrasenschwall entschuldigt sich – nicht ganz aufrichtig – bei Ihnen:
BIANCA HÜSING
B.HUESING@FRUTIGLAENDER.CH