LIEBER «FRUTIGLÄNDER»
Einen so endgültigen Schlusspunkt wie in deiner heutigen Ausgabe, Nr. 78, musste ich noch nie schreiben: Ab sofort arbeite ich nicht mehr als «Frutigländer»-Redaktor. Deine hinterste Seite ist also meine letzte – und sie landet auf einem ...
LIEBER «FRUTIGLÄNDER»
Einen so endgültigen Schlusspunkt wie in deiner heutigen Ausgabe, Nr. 78, musste ich noch nie schreiben: Ab sofort arbeite ich nicht mehr als «Frutigländer»-Redaktor. Deine hinterste Seite ist also meine letzte – und sie landet auf einem Stapel gemeinsamer Erinnerungen.
Im Sommer vor acht Jahren begegneten wir uns zum ersten Mal. Wir kannten einander noch nicht, und so stürzten wir uns in ein Abenteuer mit vielen Unbekannten. Meine Hauptstadt-Mentalität und deine alpine Kultur harmonierten dabei deutlich besser, als es der oft bemühte Stadt-Land-Graben hätte vermuten lassen. Von solchen Vorurteilen liessen wir uns das Rendezvous an der Frutiger Lindenmattstrasse nicht vermiesen. Und wir behielten recht: Bald zeigte sich, dass unsere Beziehung mehr als eine flüchtige Affäre werden sollte.
In den folgenden Jahren besuchte ich dich mindestens drei Mal pro Woche. Ich schrieb dir zudem oft – und wir sprechen hier nicht von kurzen Briefchen, sondern von teils seitenlangen Artikeln. Du hast mich im Gegenzug in der Region herumgeführt, mir die wichtigsten Persönlichkeiten und Institutionen aus dem Tal nähergebracht. Dabei zeigte sich übrigens mehr als einmal, dass die wirklich guten Geschichten etwas abseits der ausgetretenen Pfade erzählt werden.
Es schien, als könnte es ewig so weitergehen mit uns. In diesem Frühling bist du dann aber schwer erkrankt, und man befürchtete das Schlimmste. Mittlerweile hast du dich zwar wieder erholt, aber abgeschlossen ist der mediale Heilungsprozess nicht. Vielleicht muss ich dich nun tatsächlich darum verlassen, damit du wieder ganz gesund werden kannst. Ich weiss es nicht. Was ich jedoch weiss: Endgültig ist der Abschied nicht. So wie du der «Frutigländer»-Leserschaft erhalten bleibst, bleibe ich dem Frutigland treu – etwa als Mitarbeiter der Tourismusdestination oder als Wanderer auf dem Chindbettipass.
Ich bin sicher, wir hören voneinander. Denn weisst du, was zur heutigen Ausgabennummer 78 passt? Das ist nicht nur mein Jahrgang, sondern auch der Anfang meiner Handynummer (078). Vielleicht rufst du mich ja mal an. Oder ich dich. Grüss das Team und die Leserschaft von mir – s het auso gfägt!
BENJAMIN HALTMEIER
B.HALTMEIER@FRUTIGLAENDER.CH