Edelmetall im Hause Egger
02.10.2020 Frutigen, Bildung|SchuleBERUFSBILDUNG Im Rahmen der SwissSkills entwarf Polygraf Marco Willener (Egger AG Frutigen) im Homeoffice ein Werbeplakat für den Einsatz in Trams. Diese Woche bekam er das Resultat: eine Silbermedaille.
MICHAEL SCHINNERLING
«Am Morgen habe ich das Mail erhalten. Mit ...
BERUFSBILDUNG Im Rahmen der SwissSkills entwarf Polygraf Marco Willener (Egger AG Frutigen) im Homeoffice ein Werbeplakat für den Einsatz in Trams. Diese Woche bekam er das Resultat: eine Silbermedaille.
MICHAEL SCHINNERLING
«Am Morgen habe ich das Mail erhalten. Mit diesem Ergebnis hätte ich nie gerechnet», strahlt Marco Willener aus Zweisimmen an seinem Arbeitsplatz in der Druckerei Egger AG. «Toll, dass mein Tramhänger bei der Jury so gut angekommen ist!» Seine Ausbildnerin Sandra Burger hatte den jungen Berufsmann überredet, teilzunehmen. «Ich war überzeugt, dass er ein gutes Resultat erzielen kann. Ich freue mich sehr für Marco», so Burger. Das Willener ein «Crack» ist, würde er selbst nie behaupten. Dabei hat er bereits während der Schulzeit erfolgreich an Wettbettwerben teilgenommen. «Das waren nur Übungssachen», meint der Polygraf bescheiden.
Ein breites, unbestimmtes und abgelenktes Zielpublikum
Dieses Jahr fanden keine zentralen SwissSkills-Wettbewerbe in Bern statt. Die Viscom (Verband für die Grund- und Weiterbildung im grafischen Gewerbe) und Ticino Turismo organisierten gemeinsam ein Ersatzformat für den Polygrafenwettbewerb. Aufgabe war es, einen Tramhänger zu konzipieren. Dafür konnten die Teilnehmer auf die komplette Bilddatenbank von Ticino Turismo zugreifen. «Wir versuchten, die Aufgabenstellungen im Vorfeld einigermassen unter dem Deckel zu halten. Nebst der Gestaltung wurden auch die technischen Elemente wie Bildbearbeitung usw. beurteilt», erläutert Beat Kneubühler, Vizedirektor und Ressortleiter Berufsbildung von viscom. Es sei sicher schwierig gewesen, mit dem Format ein eher unbestimmtes, breites Zielpublikum zu erreichen. Zudem sei die Verweildauer kurz und die Ablenkung im Tram vielfältig. «Die Herausforderung bestand darin, unter all diesen Rahmenbedingungen ein Plakat zu gestalten, das auffällt und in Erinnerung bleibt» so Kneubühler.
Nächste Station: Shanghai?
Bis zum 4. September musste Marco Willener seine Arbeit bei den SwissSkills abgegeben haben. Für die Erstellung des Plakates benötigte er rund elf Stunden – im Homeoffice. Begonnen hat er mit Skizzen. «Mir kam schnell die Idee, dass ich drei Bilder kombinieren könnte, um die Vielseitigkeit des Tessins zu visualisieren. Das Gesamtbild habe ich dann noch farblich dem Logo von Ticino Tourismus angepasst», so der Zweisimmner. Dabei nahm er die Sujets einer Landschaft, einer Brücke und eines Schlosses. «Benvenuti nel Ticino!», steht als Überschrift auf dem Plakat. Und darunter in drei Sprachen: «Kommen Sie ins sonnige Tessin, wir freuen uns auf Ihren Besuch!»
Nun könnte Willener noch an die WorldSkills 2021 in Shanghai gehen. Die endgültige Auswahl der Teilnehmenden trifft ein Expertengremium. Dazu werden sie zu einem persönlichen, 45 Minuten dauernden Gespräch eingeladen, bei dem auch die Medaillenübergabe stattfinden wird.
Der Weg nach Shanghai wäre jedenfalls mit viel Zeit und Arbeit verbunden. Der Teilnehmende muss bereit sein, einen Teil seiner Freizeit zu opfern. Auch müsste der Arbeitgeber einverstanden sein, dass sein Angestellter in dieser Zeit fehlen wird. Willener ist dennoch höchst motiviert: «Ich würde sehr gerne an den WorldSkills teilnehmen, falls die Corona-Situation nächstes Jahr stabil ist.»
ZUR PERSON
Marco Willener (Jahrgang 2000) begann 2016 seine Lehre bei der Egger AG in Frutigen. «Grafisches» lag dem Zweisimmner schon immer, weshalb er den Beruf des Polygrafen ergriff. Willener liebt es, zu fotografieren – am liebsten Landschaften und Oldtimer. Zu seinen Lieblingsmodellen gehören die alten Fahrzeuge der Marke Volkswagen (Golf 1, Golf 2 usw.). In seiner Freizeit schraubt er mit seinem Vater gerne an solchen Autos herum. Ausserdem spielt Willener seit seiner Kindheit beim FC Obersimmental, zurzeit als Mittelfeldspieler.
MICHAEL SCHINNERLING