DIE NUMMER DES MONDES?
Auch in der hochtechnisierten Schweiz gibt es Orte und Gegenden, in denen der Mobilfunkempfang (noch) nicht überzeugend ist. Das kann positive Aspekte haben, es herrscht dort sicher mehr Ruhe. Wer aber in einem Funkloch wohnt, muss jetzt stark sein: ...
DIE NUMMER DES MONDES?
Auch in der hochtechnisierten Schweiz gibt es Orte und Gegenden, in denen der Mobilfunkempfang (noch) nicht überzeugend ist. Das kann positive Aspekte haben, es herrscht dort sicher mehr Ruhe. Wer aber in einem Funkloch wohnt, muss jetzt stark sein: Wenn alles klappt, wird es ab Ende 2022 selbst auf dem Mond besseren Zugang zu mobilem Internet geben. Die amerikanische Weltraumbehörde NASA hat jedenfalls an eine finnische Firma einen 14-Millionen-Dollar-Auftrag vergeben, um ein 4G-Netz auf dem Erdtrabanten zu realisieren. Und selbstverständlich gehört in das Konzept zur mobilen Kommunikation auf dem Mond auch ein späteres Aufrüsten auf den 5G-Standard.
Mein erster Gedanke: Wer wohl über das Baugesuch entscheidet? Wer die allfälligen Einsprachen behandelt? Und wem gehört der Mond eigentlich? Wird nachts eine dünne, flirrende, rötliche Schicht um den Mond sichtbar, die von den Handystrahlen herrührt? Kriegt der Mond eine eigene Vorwahl? Und wer braucht überhaupt 384 400 Kilometer von der Erde entfernt Handyempfang und mobiles Internet?
Die Amerikaner haben im Sinn, 2024 erstmals wieder Menschen auf den Mond zu bringen, und ab 2028 soll die Menschheit einen Aussenposten beziehen, eine ständig besetzte Basis. Beteiligt werden neben den USA auch Europa, Kanada und Japan sein. Um die nötigen Technologien zu entwickeln, sind bereits 370 Millionen Dollar gesprochen worden. Das Mobilfunknetz soll dabei die Kommunikation zwischen Basis und Fahrzeugen sicherstellen sowie Echtzeitnavigation und Videoübertragungen ermöglichen. Das Ganze gilt als wichtiger Schritt in Richtung Marsmission.
«Kein Anschluss unter dieser Nummer» – das soll für den Mond nicht mehr gelten. Neben dem Vermeiden von Funklöchern kommen noch ganz praktische Probleme auf die Lieferfirma zu: Zum Einsatz kommen spezielle «ausserirdische» Funkmasten, die Schwerelosigkeit muss beachtet werden, die stärkere Strahlung aus dem All droht, es gibt höhere respektive tiefere Temperaturen als auf der Erde. Und sollte mal was nicht funktionieren – das soll ja auch vorkommen –, ist der Servicetechniker viel weiter weg als bei uns.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
H.SCHNEIDER@FRUTIGLAENDER.CH