Technisch und personell aufgerüstet: Mit dem aktuellen Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe setzt das Spital Frutigen auf eine kinderreiche Zukunft.

PETER ROTHACHER
Doch ja – nach einem Jahr kann man von Stabilität sprechen: Seit dem 1. November 2019 ist Dr. med. Aurel Bartsch nun bereits Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe am fmi-Spital Frutigen. Nebst seiner klinischen Tätigkeit hat er auch die Praxistätigkeit im «Stattmattehus» übernommen. «Ich bin zu 100 Prozent beim Spital angestellt und setze mich voll ein, denn mein Beruf bereitet mir nach wie vor enorm Freude», betont Bartsch. Er ist in Budapest geboren, stammt selber aus einer Arztfamilie, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder, wobei der Sohn auch bereits eine ärztliche Laufbahn eingeschlagen hat.

Im Gespräch mit dem «Frutigländer» erwähnt der deutsche Staatsangehörige immer wieder das Wort Stabilität. «Diese ist der Geschäftsleitung nach den Kader-Abgängen im Vorjahr sehr wichtig. Entsprechend durfte ich von Beginn weg auf grosse Unterstützung zählen: Dank der Investitionen in Gerätschaften und Personal kann man hier von einem echt hohen Niveau sprechen.» Und er muss es wissen, hat er doch in Ungarn, Österreich, Deutschland und Basel gearbeitet, bevor er nach Frutigen kam. «Ich habe mich hier schnell eingelebt und gedenke einige Jahre zu bleiben.»

Investieren und kooperieren
Für Aurel Bartsch ist eine stete Weiterbildung wichtig: Eben ist ein Kurs «Reanimation von Neugeborenen» organisiert worden. Und er setzt auf ein starkes Team. Dazu gehört, dass im Sommer 2020 mit der Oberärztin Daniela Harbulakova eine erfahrene Gynäkologin als Verstärkung angestellt werden konnte und kurz darauf noch eine zusätzliche Assistenzärztin. «Wegen Corona haben wir übrigens die Bewerbungsgespräche per Video abgewickelt, was ganz gut geklappt hat. Jetzt suchen wir noch eine junge Fachkraft, dann sind wir auf der Abteilung komplett.»

Aufgerüstet wurde mit einer neuen Praxisassistentin auch in der gynäkologischen Ambulanz / Praxis. Stolz ist Bartsch auf die neuen Operationsinstrumente, insbesondere auf das neue hochauflösende Ultraschallgerät: «Das ist wirklich Hightech!»

Dem Chefarzt ist nebst der Zusammenarbeit in der Spitalgruppe auch die Kooperation mit der Universität Bern wichtig. «Der dortige Blockunterricht wird künftig in Vorlesungen und Praxiseinsätze gegliedert. Angehende Gynäkologie-Fachkräfte dürften diese Einsätze dereinst auch in Frutigen absolvieren. Dafür sind sowohl unsere fachliche Qualität wie auch die menschlichen Aspekte wichtige Voraussetzungen.»

Jährlich 300 Geburten sind das Ziel
Über 200 Kindern hat Aurel Bartsch nun in Frutigen mit seinem Team schon auf die Welt geholfen. Nach wie vor geniessen hier die in den 90er-Jahren eingeführten Wassergeburten einen grossen Stellenwert. Er verstehe sich menschlich sehr gut mit den Oberländer Frauen, es gebe keine Kommunikationsprobleme, die Mentalität stimme, sagt der Chefarzt. Dank seiner grossen Erfahrung wisse er der jeweiligen Situation angepasst zu reagieren. Ganz gemäss der Devise «viele Wege führen nach Rom – respektive viele Lösungen zum Ziel». Da die Zahl der Schwangerenbetreuung steige, rechne er auch mit entsprechend steigenden Geburtenzahlen. «300 Babys im Jahr, das wäre schön. Unsere Institution ist klein, aber fein, und bei den Schwangeren sowie den Hebammen gleichermassen beliebt. Die mit uns zusammen arbeitenden Beleghebammen betreuen die Frauen vor, während und nach der Geburt.» Zudem stehe die Rezertifizierung des 2016 erlangten Unicef-Labels «Baby Freundliches Spital» an.

Zahlenmässig eine Stadt «bevölkert»
Er strebe mit den Frauen eine natürliche Geburt an, betont Aurel Bartsch. «Falls dies jedoch vom Körperbau her nicht möglich ist, oder wenn sich gesundheitliche Komplikationen ergeben sollten, bin ich als gynäkologischer Chirurg – mit den Schwerpunkten Mammachirurgie, Urogynäkologie und Minimal Invasive Chirurgie – für einen allfällig nötigen Kaiserschnitt zuständig.» Auf die Frage, ob es Frauen gebe, die damit die Geburt zu umgehen wünschten, erklärt der Arzt: «Das ist heute zwar ethisch erlaubt, kommt aber in unserer Region kaum vor.»

In seinem langen bisherigen Berufsleben habe er nie jemandem etwas aufzwingen wollen. «Es gibt jedoch Leitlinien, die es einzuhalten gilt. Innerhalb dieser begrüsse ich auch bei der Geburtsvorbereitung alles, woran die Frau glaubt – sofern es ihr nicht schadet.» Und da kommt wieder des Chefarztes Erfahrung zum Zuge. Weiss er eigentlich, wie vielen Babys er bisher auf die Welt geholfen hat? «Ich kann das nur einigermassen schätzen: Es dürften um die 10 000 sein.»

Für Aurel Bartsch steht immerzu eines im Zentrum: «Neues Leben soll ein freudiges, motivierendes Erlebnis sein.»

Er hat bereits einige Tausend Babys begrüsst

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