Inhaberwechsel in Mägerts Kiosk
03.11.2020 Aeschi, AeschiriedAuf den Tag genau nach 20 Jahren übergaben Willy und Ruth Mägert am 1. November ihr Geschäft an Tochter Jeannette. Solange wegen Covid-19 allgemeine Unsicherheit herrscht, ändert sich für die Kundschaft nichts.
KATHARINA WITTWER
Jeden Tag von kurz nach halb sieben ...
Auf den Tag genau nach 20 Jahren übergaben Willy und Ruth Mägert am 1. November ihr Geschäft an Tochter Jeannette. Solange wegen Covid-19 allgemeine Unsicherheit herrscht, ändert sich für die Kundschaft nichts.
KATHARINA WITTWER
Jeden Tag von kurz nach halb sieben bis abends mindestens um acht Uhr bedienten entweder Willy oder Ruth Mägert die Kundschaft in ihrem Kiosk am Aeschiner Dorfplatz. «Gemeinsam in die Ferien gefahren sind wir nie. Auch nicht, als ich noch in meinem erlernten Beruf als Schreiner arbeitete. Wir wohnen in Aeschiried, und dort fühlt man sich eh fast wie in den Ferien», erzählt Willy Mägert und fügt gleich an, dass es finanziell gar nicht drin gelegen hätte, eine Aushilfe anzustellen.
Die Woche war strikt aufgeteilt
Ruth Mägert ist die geborene Dienstleisterin und Gastgeberin. Bevor sie und ihr Mann auf den Tag genau vor 20 Jahren ihr gemeinsames Geschäft übernahmen, war sie unter den damaligen Inhabern als Aushilfe tätig. Erfahrung im Umgang mit Kunden und Gästen hatte sie zuvor schon während der Arbeit in verschiedenen Gastgewerbebetrieben gesammelt. Das Paar teilte sich die Arbeit im Kiosk auf: Montag bis Mittwoch war Willy vor Ort, Donnerstag bis Samstag waren Ruths fixe Tage – und am Sonntag wechselten sie sich ab. So wussten beide stets, wann sie einen Arzt- oder sonstigen Termin abmachen konnten. Wer zu Hause blieb, kochte für vier Personen. Das hatte den Vorteil, dass das Zmittag am drauffolgenden Tag entweder zu Hause oder im Kiosk aufgewärmt werden konnte.
Aus dem Kiosk wurde ein «Lädeli»
2005 vergrösserte die Gemeinde, die Besitzerin des Hallenbad-Gebäudes, den Kiosk. Während der Umbauzeit boten Mägerts ihr Sortiment in einem Baucontainer an. Seit der Fertigstellung betreten die Kunden nun den Innenraum wie ein «Lädeli». Anstelle von Zeitschriften- und Postkartenständern steht auf der Terrasse ein kleines Tischchen. Schnell wurde diese Ecke zu einem beliebten Treffpunkt für Einheimische. Handwerker versammeln sich dort gerne zum Feierabendbier.
«Keine Experimente»
Mägerts sind längst im AHV-Alter. Aus diesem Grund haben sie ihr Geschäft zum 1. November 2020 ihrer Tochter Jeannette Mägert übergeben. «Unsere Kunden werden vorerst nichts merken – ausser, dass ich hier bin und die Eltern nur noch aushilfsweise», verspricht die Mutter eines fast erwachsenen Sohnes. Sie machte seinerzeit eine Lehre bei der Post als Betriebsassistentin. Während 34 Jahren war sie im ganzen Oberland an verschiedenen Orten am Postschalter tätig. Nachdem vor gut zwei Jahren «ihre letzte Post» in Leissigen geschlossen worden war, arbeitete sie im Büro von Aeschi Tourismus, wo sie nun gekündigt hat. «Natürlich möchte ich das Angebot ein bisschen erweitern. Doch solange wir wegen Covid-19 in unsicheren Zeiten leben, wage ich keine Experimente», so die 52-Jährige.