Pankreaskrebs frühzeitig erkennen
20.11.2020 GesundheitGestern Donnerstag war der siebte Welt-Pankreaskrebstag. Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse sind zwar selten, aber oft gefährlich. Für die Betroffenen ist es daher wichtig, gut beraten zu werden. Pankreaskrebs ist immer noch eine der tödlichsten Krebsarten – zwei von drei Patienten ...
Gestern Donnerstag war der siebte Welt-Pankreaskrebstag. Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse sind zwar selten, aber oft gefährlich. Für die Betroffenen ist es daher wichtig, gut beraten zu werden. Pankreaskrebs ist immer noch eine der tödlichsten Krebsarten – zwei von drei Patienten sterben im ersten Jahr nach Erkrankung.
MICHAEL SCHINNERLING
Pro Jahr erkranken in der Schweiz rund 1100 Menschen an Bauchspeicheldrüsenkrebs, das macht drei Prozent aller Krebskrankheiten aus. Die Tendenz ist steigend, weil auch die Risikofaktoren für das Pankreaskarzinom zunehmen. Dazu gehören höheres Alter, Übergewicht und Rauchen. Man vermutet, dass diese Erkrankung bis ins Jahr 2025 die häufigste Todesursache bei Krebs sein wird. Es fängt scheinbar ganz harmlos an: Appetitmangel, Unwohlsein, Schwäche, Depressionen, eine Diabeteserkrankung. Wenn dann auch noch Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall, Fettstuhl, ungewollter Gewichtsverlust, Druckgefühl im Oberbauch oder Schmerzen gürtelförmig im Rücken, Anzeichen von Gelbsucht und schlimmere Zuckerentgleisungen hinzukommen, beginnt man, alarmiert zu sein – häufig jedoch zu spät. All dies sind Warnsignale einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung.
Verlust von Lebensqualität
Lautet die ärztliche Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs, so ist ein enormer Verlust der Lebensqualität vorprogrammiert. In der Schweiz gibt es nur wenige Spitäler, in denen Patienten mit Erkrankungen des Pankreas behandelt werden. In der Hirslanden-Klinik Beau-Site in Bern ist das Schweizer Pankreas-Zentrum von Prof. Dr. med. Kaspar Z'graggen, Facharzt für Viszeralchirurgie. Gemeinsam mit drei Kollegen bietet er hier eine spezialisierte Pankreas-Sprechstunde an. «Die häufigsten Krankheiten, die das Pankreas betreffen, sind akute oder chronische Entzündungen, Pankreaskrebs und gutartige Pankreastumoren», sagt er. «Viele dieser Patienten müssen operiert werden – aber längst nicht alle.» Ein grosser Teil seiner Sprechstunde besteht darin, abzuklären, bei welchen Patienten eine Operation wirklich notwendig und sinnvoll ist.
Z'graggen setzt sich aktiv in der Forschung und Behandlung ein und beschreibt es so: «Eingriffe am Pankreas sind fast immer heikel. Es liegt so versteckt, dass es nur schlecht zugänglich ist. Ausserdem besteht es aus einem weichen Gewebe, bei dem bei einer Manipulation immer die Gefahr besteht, dass sich eine Entzündung entwickelt.» Akute Pankreas-Entzündungen können lebensgefährlich sein: Wenn die Verdauungssäfte, die im Organ produziert werden, die umgebenden Gewebe angreifen und zerstören, ist oft ein schwerer Schock bis hin zum Kreislauf-Versagen die Folge. Deshalb werden Eingriffe am Pankreas nur nach sehr sorgfältiger Abklärung durchgeführt – und wenn keine andere Behandlungsoption zur Verfügung steht. Die meisten Patienten benötigen auch nach der Operation spezielle Beratung. «Nach einem Pankreas-Eingriff können viele Patienten die Nahrung nicht mehr so gut verdauen wie vorher», erläutert Z'graggen. «Deshalb sind Ernährungsund Diabetesberatung ein wichtiger Teil der Nachbehandlung.»
Auf Symptome reagieren
Eine eigentliche Früherkennung gibt es noch nicht, aber es ist wichtig, an eine mögliche Pankreaserkrankung zu denken, wenn mehrere Symptome zusammen auftreten. Die Folgen der Nicht-Erkennung: Über zwei Drittel der Patienten haben eine Lebenserwartung von lediglich vier bis sechs Monaten, weil es für eine chirurgische Intervention zu spät ist. Unbehandelt führt die Erkrankung innert weniger Monate zum Tod. Nach fünf Jahren leben nur noch 25 bis 30 Prozent der therapeutisch behandelten Patienten. «Mit dem Welt-Pankreaskrebstag soll aufgeklärt, sensibilisiert und informiert werden, damit für Bauchspeicheldrüsenkrebs die notwendige Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit erreicht wird. Wir möchten uns nicht damit zufriedengeben, dass es heisst: Die Erkrankung ist nicht heilbar. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen ist wichtig und wird in unserer Organisation gepflegt», erklärt Karin Bischoff Büchler von der Schweizer Selbsthilfeorganisation Pankreaserkrankungen.
Links zur Selbsthilfeorganisation Pankreaserkrankungen und zur Schweizerischen Pankreasstiftung finden Sie auf www.frutiglaender.ch/ web-links.html
Die Schweizerische Pankreasstiftung erteilt gerne Auskunft und verschafft HausärztInnen oder betroffenen PatientInnen und Angehörigen raschen Kontakt zu Zentren und Spezialisten.
Bauchspeicheldrüse
Die Bauchspeicheldrüse (das Pankreas) liegt im Körper sehr versteckt – zwischen Leber, Darm und Hauptschlagadern. Die Bauchspeicheldrüse ist für zwei wichtige Stoffwechselgänge verantwortlich: Sie gibt täglich mehrere Liter Verdauungssäfte in den Darm ab und sie produziert Insulin, das den Blutzucker reguliert. Die medizinische Forschung hat bereits grosse Fortschritte in der Behandlung ermöglicht, was fast immer einen Vorteil für Überlebensdauer und Lebensqualität bringt.
MS