Das ehemalige Munitionslager zieht weiter seine Kreise und ist mittlerweile auch im Deutschen Fernsehen angekommen. Am Sonntag berichtete das «Europamagazin» der ARD über die Gefahr im Berg – und über jene Dorfbewohner, die alles zurücklassen müssen.
BIANCA ...
Das ehemalige Munitionslager zieht weiter seine Kreise und ist mittlerweile auch im Deutschen Fernsehen angekommen. Am Sonntag berichtete das «Europamagazin» der ARD über die Gefahr im Berg – und über jene Dorfbewohner, die alles zurücklassen müssen.
BIANCA HÜSING
«Angst, Ungewissheit ohne Ende ... es ist noch schwierig zu erklären, was man da so fühlt.» Eigentlich braucht es auch keine Worte um zu erkennen, was in David von Känel und seiner Frau Erika vorgeht. Die Blicke der beiden sprechen Bände, die emotionale Musik im Hintergrund des ARD-Beitrags tut ihr Übriges. Für mindestens zehn Jahre sollen die Kandergrunder Landwirte ihr Zuhause, ihren Hof und damit auch ihre bisherige Existenzgrundlage aufgeben – weil das Gebäude in der sogenannten «roten Zone» liegt.
Solange die Kraft noch reicht
Zwei Jahre, nachdem die Schweizer Öffentlichkeit von den Altlasten im ehemaligen Munitionslager Mitholz erfahren hat, nimmt sich nun auch das Deutsche Fernsehen des Themas an. Der Beitrag im «Europamagazin» der ARD richtet sein Augenmerk vor allem auf die Anwohner im Gefahrenperimeter. Fast ungläubig klingt die Moderatorin, als sie die Menge der im Berg lagernden Munition nennt: «Dreieinhalbtausend Tonnen». Davon wussten Peter und Verena Zumkehr freilich nichts, als sie ihre Kinder dort früher an einem Fels spielen und klettern liessen. Vor langer Zeit hatten sich die beiden mit dem Bau eines Eigenheims im schönen Ort Kandergrund einen Traum erfüllt – den sie nun werden hinter sich lassen müssen.
Spätestens in zehn Jahren, wenn der Stollen voraussichtlich geräumt wird, müssen Zumkehrs ihr Haus verlassen. So lange werden sie aber vermutlich nicht warten: «Wenn wir etwas ändern, dann jetzt und nicht, wenn wir keine Kraft mehr haben», sagt ein sichtlich trauriger Peter Zumkehr gegenüber dem Fernsehteam.
«Das ist eine ganz schwere Nachricht»
Auch Hanspeter Aellig kommt zu Wort. Der Berufsoffizier und VBS-Projektleiter Mitholz berichtet, wie «hypernervös» er war, als er den Anwohnern die Notwendigkeit einer Evakuierung beibringen musste. «Wie würde ich reagieren, wenn ich diese Mitteilung erhalten würde?», habe er sich gefragt. «Das ist kein Pappenstiel, das ist eine ganz, ganz schwere Nachricht.»
Aktuell müsse man keine Angst haben und könne gut in Mitholz leben. Kritisch werde es erst, wenn man die Munition bewege – also zum Zeitpunkt der Räumung. Zu ihrer eigenen Sicherheit sollen die rund 170 Bewohner der roten Zone vorher evakuiert werden, unter ihnen auch die genannten Erika und David von Känel sowie Peter und Verena Zumkehr. Sie müssen sich woanders eine Existenz aufbauen und «ihr Leben neu denken», wie es im ARD-Beitrag heisst.
Den sechsminütigen Beitrag des ARD-Europamagazins finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html