«Für ein Masterstudium ist man selten zu alt»
08.12.2020 Porträt, RegionMit knapp 60 Jahren hat Edith Weber noch einmal eine Ausbildung in Angriff genommen. Ihre Abschlussarbeit über die Betreuung älterer Menschen führte die Bernerin ins Frutigland – und bescherte ihr interessante Gespräche.
KATHARINA WITTWER
Nach jahrelanger ...
Mit knapp 60 Jahren hat Edith Weber noch einmal eine Ausbildung in Angriff genommen. Ihre Abschlussarbeit über die Betreuung älterer Menschen führte die Bernerin ins Frutigland – und bescherte ihr interessante Gespräche.
KATHARINA WITTWER
Nach jahrelanger Tätigkeit in verschiedenen Firmen in leitender Position und nach diversen Aus- und Weiterbildungen wollte Edith Weber wissen, welche beruflichen Möglichkeiten einer nahezu 60-jährigen Frau noch offenstehen. «Auf der Berufsberatung wies man mich auf ein dreijähriges Masterstudium in Gerontologie hin, angeboten von der Berner Fachhochschule BFH», erzählt sie. Damals war sie bei einer privaten Spitex-Organisation für das Marketing und die Werbung zuständig. Erfahrung mit Senioren hatte sie somit bloss theoretisch oder auf Distanz. Doch sie war überzeugt: «Für ein Masterstudium ist man selten zu alt, sofern einen das Thema wirklich interessiert.» Und sie schaffte es tatsächlich.
«Das Pflegepersonal leistet Grosses»
Dank ihrer Lebens- und Berufserfahrung und des bestandenen Fachkurses «Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten» konnte Weber das Studium in Angriff nehmen. Gleichzeitig absolvierte sie den PflegehelferInnen-Lehrgang SRK inklusive eines anschliessenden Praktikums in einem Pflegeheim. «Ich habe grosse Achtung vor der Leistung des Personals in Alters- und Pflegeheimen. Die Arbeit ist streng und anspruchsvoll, und alle stehen ständig unter Druck.»
Inzwischen arbeitet die Witwe und Mutter eines erwachsenen Sohnes als Anzeigenleiterin beim Verkehrs-Club der Schweiz (VCS). Während der letzten knapp drei Jahre besuchte sie berufsbegleitend Vorlesungen an der BFH, unter anderem bei Markus Bieri, dem Leiter des Sozialdienstes Frutigen. Für ihre Masterarbeit zum Thema «Betreuung älterer Menschen» war er ihr Wegbereiter (siehe Artikel im «Frutigländer» vom 27. November 2020).
Betreuung ist nicht gleich Pflege
Edith Weber ist in der Stadt Zürich aufgewachsen und lebt schon lange in Bern. Ihre Eltern kommen aus dem Freiburger Oberland. «Deshalb kenne ich die Unterschiede zwischen Stadt und Land aus eigener Erfahrung», sagt sie. In Adelboden war sie mehrmals zum Skifahren, ansonsten hatte sie eigentlich keine besonderen Beziehungen zur Region. Durch Markus Bieris Vermittlung schrieb sie vor einem Jahr neun Personen aus den Gemeinden Adelboden und Frutigen im Alter von 65 bis 85 Jahren an und fragte, ob sie beim Projekt mitmachen wollen. Bis auf eine Person sagten alle zu. Für die Befragung reiste Weber mehrmals ins Frutigland und sprach mit einigen Teilnehmern in deren Stube. Andere reisten extra nach Bern. Wegen des Shutdowns im Frühling war sie gezwungen, eines der Gespräche telefonisch zu führen. Edith Weber ist begeistert von den unterschiedlichen Begegnungen. Teilweise staunte sie über die Antworten.
Pflegekosten und Medikamente werden von den Krankenkassen übernommen, Betreuungskosten dagegen nicht. Die Grenze zwischen Pflege und Betreuung ist oft fliessend. Mit einer vertrauten Person ein Gespräch zu führen, kann für ältere Menschen und / oder Alleinlebende fast ebenso wichtig sein wie die Einnahme von Medikamenten.
Mehr zum Studium Gerontologie finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html