BirdLife Schweiz hat den Vogel des Jahres 2021 gekürt. Er stehe für den Erfolg von Schutzmassnahmen – aber auch für den mangelnden Einbezug der Biodiversität in raumplanersiche Angelegenheiten.
Ältere, auf dem Land lebende Generationen mögen sich noch an die weit ...
BirdLife Schweiz hat den Vogel des Jahres 2021 gekürt. Er stehe für den Erfolg von Schutzmassnahmen – aber auch für den mangelnden Einbezug der Biodiversität in raumplanersiche Angelegenheiten.
Ältere, auf dem Land lebende Generationen mögen sich noch an die weit hörbaren nächtlichen Rufe des Steinkauzes erinnern. Und dabei vielleicht auch erschaudern: Auf Rätoromanisch heisst der Kauz nämlich «Tschuetta de la mort» – Totenvogel. Warum dieser makabre Name? Bei schwerkranken und sterbenden Menschen wurde früher in ihrem Zuhause eine sogenannte Totenwache gehalten, wobei im Zimmer mit dem Krankenbett die ganze Nacht Licht brannte. Dies wiederum lockte Nachtfalter an, welche von anwesenden Steinkäuzchen gejagt und gefressen wurden. Gleichzeitig ertönte dann zwischendurch auch mal ihr markdurchdringendes «Quiii-Quiii» … aus einem nahe gelegenen Baum. Wenn dann die kranke Person in dieser Nacht verstarb, hiess es, dass der Tod vom Totenvogel angekündigt worden sei …
Wegen früherer Baumfällaktionen alter Obstbäume schrumpfte der Bestand dieses zierlichen Vogels schweizweit, da man ihm die Brutstätten wegnahm. Steinkäuze brüten mit Vorliebe in Baumhöhlen alter Obstplantagen, Alleen und in südlicheren Regionen in alten, verlassenen Ruinen und Steinmauern, wo sie ihre drei bis fünf Jungen mit Regenwürmern, grossen Heuschrecken und Nachtfaltern aufziehen.
Um ein Aussterben dieser Vogelart zu verhindern, wurden an verschiedenen Orten der Schweiz von diversen Vogelschutzorganisationen Schutzprogramme ins Leben gerufen. Mögliche und bekannte Brutstätten wurden geschont und mardersichere Brutröhren (Nistkästen) montiert. Dank dieser Interventionen gibt es aktuell schweizweit eine Zunahme von Brutpaaren. So wurden vor Kurzem etwa 150 rufende Männchen registriert. Die meisten Reviere befinden sich in der Ajoie (JU), im Kanton Genf nahe der Grenze zu Frankreich und im Tessin. Der wissenschaftliche Name des Steinkauzes lautet übrigens «Athene noctua» – er galt bereits im antiken Griechenland als Vogel der Weisheit.
BERT INÄBNIT, SCHÖNRIED