KOMMUNISMUS IM KLEINFORMAT
«Ein Gespenst geht um in Europa», schrieb einst Karl Marx, und damit meinte er den Kommunismus. Auch in der Schweiz treibt zurzeit ein Gespenst sein Unwesen, dessen Gefährlichkeit man gerne übersieht, weil es konsequent verniedlicht wird. Sein ...
KOMMUNISMUS IM KLEINFORMAT
«Ein Gespenst geht um in Europa», schrieb einst Karl Marx, und damit meinte er den Kommunismus. Auch in der Schweiz treibt zurzeit ein Gespenst sein Unwesen, dessen Gefährlichkeit man gerne übersieht, weil es konsequent verniedlicht wird. Sein Name: Kantönligeist.
Natürlich hat ein föderales Ampelsystem, das die Corona-Massnahmen regelt, durchaus seinen Reiz: Sobald die Fallzahlen ein gewisses Mass erreichen, schaltet die Ampel auf orange, weitere Beschränkungen des öffentlichen Lebens treten in Kraft. Falls die Infektionen in einem Kanton noch mehr zunehmen, folgt dort die Stufe rot – diese kann den Lockdown bedeuten. Das Ganze ist klar, planbar und gleichzeitig flexibel.
Das System hat bloss einen Schönheitsfehler: In der kleinräumigen Schweiz funktioniert es nicht. Sobald ein Kanton die Restaurants schliesst, kehren dessen Bewohner einfach beim Nachbarskanton ein und verbreiten dort das Virus. Umgekehrt dürfen die Kantone, sobald sie ihre «Hausaufgaben» gemacht und die Zahlen kurzfristig gedrückt haben, die Gaststätten wieder öffnen, während andere im Teil-Lockdown sind. Auch die geschlossenen Ski gebiete in St. Gallen, Glarus oder Uri dürften zu noch mehr Gedränge bei den geöffneten Anlagen führen und das Probl em dort verschärfen, usw.
In der Schweiz herrscht kein Kommunismus – normalerweise. Doch aktuell funktioniert der Kantönligeist genau so: Er verteilt das Virus an alle gleich – ganz egal, ob Ost oder West, jung oder alt, reich oder arm ...
JULIAN ZAHND
J.ZAHND@FRUTIGLAENDER.CH