Der Kammerjäger im Tourismusgebiet
12.01.2021 Porträt, NaturDreimal im Jahr besucht Schädlingsbekämpfer Jeremy Minton seine Kunden im Engstligtal. Kurz vor Weihnachten traf ihn der «Frutigländer» bei der Arbeit auf dem Sillerenbühl.
PETER SCHIBLI
«Mit Speck fängt man Mäuse», lautet ein bekanntes Sprichwort. Der ...
Dreimal im Jahr besucht Schädlingsbekämpfer Jeremy Minton seine Kunden im Engstligtal. Kurz vor Weihnachten traf ihn der «Frutigländer» bei der Arbeit auf dem Sillerenbühl.
PETER SCHIBLI
«Mit Speck fängt man Mäuse», lautet ein bekanntes Sprichwort. Der 44-jährige professionelle Kammerjäger Jeremy Minton hat eine andere, erfolgreichere Methode: Auf der Jagd nach Mäusen platziert der Amerikaner bei seinen Kunden kleine «Truckli» aus Plastik, sogenannte Stationen, die die in der Schweiz zugelassenen Rodentizide enthalten. Die Nagetiere fressen das Gift, verkriechen sich und sterben nach drei bis sieben Tagen daran.
Hauptkunden des Mäusejägers sind Spitäler, Restaurants, Hotels, Industriebetriebe und Privatpersonen. Bei den Bergbahnen Adelboden (BAAG) inspiziert er ungefähr dreimal pro Jahr die Kellergeschosse der diversen Gebäude. Auf dem Sillerenbühl hat er zwischen Werkstatt, Maschinenraum und Vorratsraum rund 30 Stationen ausgelegt, die er regelmässig kontrolliert und – falls nötig – nachfüllt. Tote Mäuse findet er nur sehr selten. Ihre vertrockneten Körper hinterlassen keinen Geruch – im Gegensatz zu jenen toter Ratten.
«Bei uns haben es die Mäuse vor allem auf Essbares abgesehen», erläutert Toni Hersche, Geschäftsführer des Sillerenbühl-Restaurants. Um an die Vorräte zu kommen, zernagten die Tiere praktisch alles: Plastik, Karton, sogar Glas, ergänzt er. Deshalb ist der Kammerjäger bei ihm ein willkommener Gast. Sogar in Corona-Zeiten.
Limitierte Tötungsmethoden
Verglichen mit anderen Ländern sind die Methoden des Kammerjägers hierzulande gesetzlich geregelt, wie Minton erläutert. Die Tierschutzgesetzgebung verbiete es zum Beispiel, mit Klebeunterlagen (Glue Boards) Mäuse zu fangen oder Ratten zu erschiessen, was in vielen US-Bundesstaaten praktiziert werde. Einzig Kalifornien und New York hätten diesbezüglich strengere Gesetze, die mit denen der Schweiz vergleichbar seien.
Mintons Einsatzgebiet erstreckt sich von Münsingen bis Meiringen, vom Berner Oberland über das Emmental bis ins Schwarzenburgerland. Der Hauptsitz seiner Firma befindet sich in Oberbuchsiten. Der Amerikaner erlernte den Kammerjägerberuf in den USA während dreieinhalb Jahren und war dann sechs Jahre in Übersee tätig. Der Liebe wegen kam der Vater zweier Töchter in die Schweiz und arbeitet hierzulande nun schon seit neun Jahren für «Rentokil». Neben der amerikanischen besitzt er auch die entsprechende Schweizer Lizenz.
Nebst Mäusen und Ratten jagt Minton jede Art von Ungeziefer. Dazu gehören auch kriechende Insekten wie Bettwanzen, Flöhe, Ameisen, Kakerlaken und Silberfische. Selbst Fluginsekten wie Motten, Fliegen und Wespen macht er mit seinen Geräten, die in einer Reisetasche Platz haben, den Garaus. Am Ende der Sommersaison ist er regelmässig damit beschäftigt, Wespennester zu zerstören. Dabei benutzt er einen speziellen Anzug, wie Imker ihn tragen. «Wenn du von Tausenden von Wespen attackiert wirst, dann ist das schon ganz unheimlich.»