LESERBRIEFE ZUM BEITRAG «DAS HABEN DIE MITHOLZERINNEN NICHT VERDIENT» IN DER LETZTEN AUSGABE
19.01.2021 LeserbriefViele fühlen sich nicht gehört
Der offene Brief an Bundesrätin Viola Amherd wurde aus schriftlichen Rückmeldungen von über 20 direkt betroffenen Mitholzern erstellt. Wenn die Angebote der Gemeinde so positiv verlaufen wären, wie Herr Lanz dies schildert, hätten wohl ...
Viele fühlen sich nicht gehört
Der offene Brief an Bundesrätin Viola Amherd wurde aus schriftlichen Rückmeldungen von über 20 direkt betroffenen Mitholzern erstellt. Wenn die Angebote der Gemeinde so positiv verlaufen wären, wie Herr Lanz dies schildert, hätten wohl nicht rund 60 Personen unterzeichnet. Die Angebote der Gemeinde wurden durchaus auch von den Unterzeichnenden genutzt, trotzdem fühlten sie sich nicht gehört.
Laut dem Gemeindepräsidenten hat das VBS auf seiner Webseite 19 mögliche Räumungsvarianten ausgearbeitet. Die Möglichkeit, an diese Infos zu gelangen, ist vielleicht nicht für alle Betroffenen einfach. Einige Leute haben mehr Mühe, sich auf diese Weise zu informieren. Es sind nicht alle gleich PC- und Internetversiert.
Roman Lanz sagte am Mittwochmorgen, er habe den Brief noch nicht zu Gesicht bekommen. Am Dienstag wurde er in der Sendung «Schweiz aktuell» mit diesem Brief konfrontiert. (Zitat Herr Lanz: «Ich sehe den Brief zum ersten Mal.») Das heisst somit auch, dass der Gemeindepräsident am Montag in Radio- und Zeitungsinterviews Stellung zu einem Brief genommen hat, welchen er noch gar nicht gelesen hat.
Ausserdem finde ich die geschaffene Stelle der Vermittlerin nicht optimal, da sie keine neutrale Person ist, was für diese Position aber wichtig wäre. Ihre Familie ist selbst von der Räumung betroffen.
Die Bewohner werden nicht gegeneinander aufgebracht. Es ist doch legitim, dass auch andere Meinungen öffentlich gesagt werden dürfen.
HEIDI SCHNEIDER, FRUTIGEN
Danke, Roman Lanz und Annelies Grossen, für den Klartext
Eigentlich dachte ich immer, dass wir Mitholzer das schwere Los des Munitionslagers gemeinsam bewältigen werden: mit Unterstützung der uns angebotenen Stellen wie Gemeinderat, IG Mitholz und seit Oktober der Koordinationsstelle auf der Gemeindeverwaltung Kandergrund. Wir hatten jederzeit und haben weiterhin die Möglichkeit, unsere Fragen, Anliegen und Unsicherheiten dort anzubringen. So viel zu den Vorwürfen, nicht angehört zu werden.
Die umfangreichen Informationen des VBS sind zwar oft anstrengend und aufwendig zu lesen, aber wer sich für seine eigene Zukunft interessiert, opfert diese Zeit. Die Realität ist, dass wir noch viel grössere Opfer bringen müssen. Nämlich unser geliebtes Daheim und unsere schön renovierten Häuser.
Ich kritisiere nicht den Brief der Verfasserinnen Trachsel an Frau Bundesrätin Amherd (wir haben Rede- und Pressefreiheit), jedoch den Vorgang. Auserwählte Personen wurden mit einem Schreiben und Fragebogen besucht, um die Unterschrift für einen offenen Brief einzuholen. Seltsamerweise wurden einige Familien in Mitholz einfach ausgeschlossen. Wo ist da die Offenheit zugunsten der Mitholzer?
Niemand von uns Mitholzern hat diese Situation gesucht. Unsere Forderung ist die Räumung der Munition, weil wir diese Altlasten unseren Nachkommen nicht hinterlassen dürfen, aber dadurch ermöglichen, dass der Ort später wieder besiedelt werden kann. Deshalb braucht es sorgfältige Abklärungen und Planung, obschon mir die Zeitdauer auch sehr lang erscheint.
Mir scheint im Moment wichtig, dass ich den Experten vertraue und die Zusammenarbeit mit den vorhandenen Stellen suche, um mir und meiner Familie eine gute Lösung für unsere Zukunft zu erarbeiten.
Aber traurig trage ich nun eine weitere Last auf meinen Schultern: nämlich die Sorge, dass sich die Bevölkerung von Mitholz zu spalten droht.
DORY SCHMID-ZÜRCHER, MITHOLZ