NACHHALTIG - Enkelkinder – Generation 2050
15.01.2021 KolumneEnkelkinder – Generation 2050
In Tagesschritten erfahren wir, ob Covid- 19 eine wachsende oder abnehmende Bedrohung für uns darstellt. In Wochenschritten erleben wir kranke und wieder gesundende Bekannte. Mit einer ungefähren Perspektive von einem Jahr erwarten wir das ...
Enkelkinder – Generation 2050
In Tagesschritten erfahren wir, ob Covid- 19 eine wachsende oder abnehmende Bedrohung für uns darstellt. In Wochenschritten erleben wir kranke und wieder gesundende Bekannte. Mit einer ungefähren Perspektive von einem Jahr erwarten wir das Ende dieser Bedrohung. Wie anders präsentiert sich aber die anerkanntermassen viel grössere Bedrohung: die Erwärmung unseres Klimas! Nicht heute (eiskalte Nacht), und auch nicht nächsten Sommer (schönes Badewetter) macht uns diese Entwicklung wirklich Angst. Nur noch wenige von uns sind in der Schweiz den Wetterextremen wirklich ausgeliefert, allenfalls Gärtner und Bauern.
Und wie unterschiedlich reagieren wir auf diese beiden Bedrohungsszenarien! Corona macht uns Angst, weil die eigene Gesundheit und wirtschaftliche Zukunft unmittelbar angegriffen werden. Die Klimaerwärmung ist dagegen eine müde Randerscheinung – medial und beim Gros der Gesellschaft.
Es ist meine Hoffnung, dass Corona auch als ein Weckruf verstanden wird, der in aller Deutlichkeit aufzeigt, dass wir Menschen nicht alles im Griff haben. Und ich meine nicht unsere Reaktion, nachdem Covid-19 identifiziert wurde, also nach Januar 2020. Sondern, dass Covid-19 sich davor innerhalb weniger Wochen unbemerkt um die Erde verteilen und einnisten konnte. Die Erklärung dafür ist vielleicht etwas sehr vereinfacht: Wir und das Virus sind Teil derselben Natur.
Gestehen wir uns nun ein, dass wir nicht alles steuern und korrigieren können? Akzeptieren wir, dass wir mit dieser Natur und nicht gegen sie funktionieren? «Macht euch die Erde untertan» (Genesis 1,28) war so lange gültig, wie unsere Vorfahren mit Säge und Axt dem Wald ein paar Jucharten abgetrotzt hatten. Mit der heutigen Grössenordnung des globalen Wirtschaftssystems und der Weltbevölkerung geht das nicht mehr. Aktuell werden pro Minute 30 Fussballfelder Regenwald gerodet. Ein gesunder Wald ist in seinen verschiedensten Formen essenziell als Schutz vor den Folgen der Klimaerwärmung.
Ich habe selbst eine klassische naturwissenschaftliche Ausbildung machen dürfen, zu meinem Glück mit viel Praxisbezug, in semi-ariden Gebieten in Asien. Ich weiss, wie begrenzt unsere technischen und wissenschaftlichen Mittel sind, (mehr) Nahrungsmittel bei Wassermangel zu produzieren. Machen wir uns nichts vor: Jedes Grad mehr, jeder Liter weniger aufgrund zunehmender Wetterextreme schmälert unsere Chance, der Menschheit in Zukunft genügend Lebensmittel anbieten zu können. Wissenschaftler und Experten sprechen seit Jahren Klartext: Der vom Menschen verursachte Treibhausgasausstoss trägt entscheidend zum Klimawandel bei. Und dennoch haben wir bis jetzt in der Schweiz keine adäquaten Schritte ergriffen, um die Transformation weg von den fossilen Energien schnell genug voranzutreiben. Sind die Treibhausgase einmal ausgestos sen, bleiben sie mehrere Jahrzehnte bis Jahrhunderte in der Atmosphäre und tragen zum Klimawandel bei. Wir sind bereits sehr spät dran und es braucht nun endlich strikte Klimaschutzmassnahmen, um die Erhitzung des Klimas so weit wie möglich zu begrenzen.
Diese Kolumne richtet sich an all diejenigen, denen ihre persönliche Freiheit, weiterhin Erdöl durch den Kamin und den Auspuff zu blasen, wichtiger ist, als dass ihre Kinder und Enkel in einer Welt leben können, die 2050 nicht vollständig aus den Fugen geraten ist.
SAMUEL B. MOSER
NACHHALTIG@BLUEWIN.CH