DIENST AUF DEM SOFA
Der Start war … naja … wie im Militär eben: Warten, dass es weitergeht. Das Einloggen in das Lernprogramm in der Homeoffice-Rekrutenschule klappte am Montag jedenfalls nicht. So haben über 4500 Rekruten schon mal einen Vorgeschmack bekommen, wie es ...
DIENST AUF DEM SOFA
Der Start war … naja … wie im Militär eben: Warten, dass es weitergeht. Das Einloggen in das Lernprogramm in der Homeoffice-Rekrutenschule klappte am Montag jedenfalls nicht. So haben über 4500 Rekruten schon mal einen Vorgeschmack bekommen, wie es denn sein könnte in der richtigen RS.
Pro Tag sechs Stunden Ausbildung, wöchentlich vier Stunden Sport – und das während der ersten drei RS-Wochen. Das ist zum Aushalten, wenn ich mit meiner Militärzeit vergleiche. Ausschlafen stand noch auf dem ersten Tagesbefehl des Soldatennachwuchses, während ihre etwa 8000 Kolleginnen und Kollegen schon lernten, gerade hinzustehen, richtig zu grüssen und grüne Kleider fassen.
Eigentlich ist es ein Traum: Militärdienst auf dem Sofa. Doch halt! Motzen übers Essen hat Gefahrenpotenzial, denn der Küchenchef (wahrscheinlich die Mutter) könnte noch im selben Haushalt sein und mit der Anordnung von verschärftem Putzdienst reagieren. Zum Schmunzeln ist auch die Vorstellung, dass der Feldweibel (auch die Mutter?) den korrekten Sitz des Trainingsanzuges kontrolliert und notfalls für das inkorrekte Tenü einen Strafspurt ans Ende der Strasse befiehlt. Und der Vater, noch seine gute alte Armee 61 im Kopf, sorgt dafür, dass der Junior das Haus bewacht – Nacht- und Sonntagswache inklusive. Familie könnte sich so wie die Durchhalteübung anfühlen.
Aber nicht zu vergessen: Während ihrer «Dienstzeit» unterstehen die Rekruten dem Militärstrafgesetz. Das heisst unter anderem, dass sie von Sonntag 24 Uhr bis Samstag 8 Uhr nicht mit dem Privatauto fahren dürfen. Ersatz in Form eines feldgrünen Duros mit Motorfahrer am Steuer stellt die Armee nicht zur Verfügung.
Bei allem Spott über die Informatik-Pannen und den lockeren RS-Anfang, anerkenne ich die Flexibilität und Initiative. Die Armee passt ihre meist starren Abläufe an und sorgt auch durch mehr Platz für die eingerückten Rekruten einen gewissen Schutz. Es wird sogar diskutiert, ob es für den Dienst am Vaterland in den eigenen vier Wänden ein spezielles Abzeichen geben soll: Anbieten würde sich ein stilisiertes Sofa.
HAUPTMANN AD / FACHOFFIZIER HANS RUDOLF SCHNEIDER
H.SCHNEIDER@FRUTIGLAENDER.CH