TOUR DE TOURISME - Chancen von Covid-19 nutzen – Teil 1
26.01.2021 KolumneChancen von Covid-19 nutzen – Teil 1
Urs Pfenninger ist studierter Historiker, später bildete er sich im Bereich Kommunikationsmanagement weiter. Im Jahr 2011 erlangte er ein Zertifikat zum Thema «Tourismus für Quereinsteiger», das ihn schliesslich ins Frutigland führte. 2013 wurde Pfenninger Direktor von Adelboden Tourismus, seit 2018 ist er Direktor der Talk AG. Ab sofort nimmt der 51-Jährige die «Frutigländer»-Leser-Innen mit auf seine touristischen Streifzüge, welche er in seiner Kolumne «Tour de Tourisme» in Worte fasst.
Vor einem Jahr hätte sich wohl niemand auch nur annähernd vorstellen können, was in diesem verrückten 2020 alles auf uns zukommen sollte. Die Pandemie ist tief in unser aller Leben eingedrungen und hat unsere Gesellschaft in vielerlei Hinsicht buchstäblich auf den Kopf gestellt. Viele Menschen sind verunsichert und – bei allem guten Willen und allen Bemühungen – zahlreiche Entscheidungsträger am Rand der Überforderung. Gerade in solchen Zeiten sind Zeichen der Zuversicht und des Muts zentral. Oder frei nach dem legendären britischen Premierminister Winston Churchill gilt es, «nie die Chancen einer Krise zu verpassen».
Sind wir ehrlich: Bis vor einem Jahr wurde von Digitalisierung vor allem in einzelnen Branchen gesprochen. So etwa im Gesundheitswesen im Zusammenhang mit der digitalen Patientenkarte. Endlos lange Diskussionen über Chancen und Gefahren wie den «gläsernen» Patienten, sprich den mangelnden Schutz sensibler Daten. Im Tourismus hat nun die Krise einen eigentlichen Digitalisierungsschub ausgelöst. Mit echtem Nutzen und über viele der bisherigen Spielereien hinausgehend. Sitzungen werden heute ganz selbstverständlich als Videokonferenzen durchgeführt, notwendige Unterlagen nicht mehr von jedem Teilnehmer ausgedruckt, sondern auf den Bildschirmen für alle sichtbar eingeblendet.
Längst vorbei ist auch das bergeweise Produzieren vieler Prospekte und Karten. Eine wachsende Zahl von Gästen erwartet heute eine Art virtuellen Concierge, also einen digitalen Begleiter, der alle nötigen Informationen am richtigen Ort und zur rechten Zeit zur Verfügung stellt. Wir kennen das von den sozialen Medien, die hier zweifellos eine Vorreiterrolle innehaben. Unseren Tisch im Restaurant reservieren wir über eine App, und gleichzeitig registrieren wir dabei unsere Kontaktdaten beim Eintritt ins Lokal. Auch für Wander- oder Bikekarten erfassen wir den QR-Code und lassen uns auf unseren Mobiltelefonen den gewünschten Ausschnitt anzeigen – selbstverständlich gefiltert nach den individuellen Bedürfnissen.
Schliesslich die ganze Mail-Flut. Kennen wir alle. Täglich schicken wir elektronische Post mit vielen Anhängen an verschiedenste Adressaten. Ziemlich ineffizient. Eine Lösung kann hier das Einrichten einer Extranet-Plattform sein. Die Interessierten erhalten eine Zugriffsmöglichkeit und können nötige Informationen oder Daten wie z.B. Bilder, Filme oder Vorlagen am zentralen Ort herunterladen.
Einige werden beim Lesen dieser Zeilen zu Recht denken, dass es sich doch hier um Selbstverständlichkeiten handelt. Nun, sicher: für viele schon. Andere hingegen sind deutlich konservativer unterwegs. Ich denke da an einen Bekannten, der seine monatlichen Zahlungen wie schon vor 20 Jahren auf der Poststelle erledigt. Mit dem gelben Büchlein für die Quittungen. So gesehen sind es Welten zum oben Beschriebenen. Dabei ist es oft so im Alltag, aber auch im Freizeitverhalten respektive im Tourismus. Die Covid-Krise beschleunigt aber auch hier den Wandel.
URS PFENNINGER, DIREKTOR TOURISMUS ADELBODEN-LENK-KANDERSTEG
INFO@BE-WELCOME.CH