GULASCH MACHT BÖSE
Seit jeher wollen Hobbyphilosophen mir verklickern: «Die Krise bringt das Schlechteste im Menschen hervor.» Lange wollte ich das nicht glauben, bis ich auf folgende Zeitungsmeldung aus meinem Geburtsort stiess: «Bei einem Garageneinbruch in Emsbüren ...
GULASCH MACHT BÖSE
Seit jeher wollen Hobbyphilosophen mir verklickern: «Die Krise bringt das Schlechteste im Menschen hervor.» Lange wollte ich das nicht glauben, bis ich auf folgende Zeitungsmeldung aus meinem Geburtsort stiess: «Bei einem Garageneinbruch in Emsbüren haben die Täter den Deckel eines Gulaschtopfes gestohlen.» Diese Schreckensnachricht wirft so viele Fragen auf. Wie hat der arme Mensch vorher sein Gulasch gekocht? Passt der Deckel wirklich auf den Topf des Diebs? Und was macht eigentlich die emsländische Polizei den ganzen Tag?
Noch ratloser macht mich aber diese Schlagzeile aus dem Saarland: «Unbekannte Personen brechen in St. Wendeler Vereinsheim ein und kochen Gulaschsuppe.» Ob da ein Zusammenhang besteht? So langsam glaube ich jedenfalls, dass in Wahrheit Gulasch das Schlechteste im Menschen hervorbringt. Das hat man sich wohl auch im Schwarzwald gedacht, wo man das neue Jahr laut einer Zeitungsnachricht mit «Salatschüssen» begrüsste.
Aber Spass beseite: Die Corona-Krise ist ernst und treibt viele Menschen in die Verzweiflung. Die Massnahmen werden immer härter: «Gesundheitsminister fordert Alkoholverbot und strengere Regeln für Schulunterricht.» Als wäre die Schule nicht schon mit Alkohol schwer zu ertragen ... Wen wundert da noch folgender Vorfall? «Einbrecher stehlen literweise Whiskey. In der Nacht vor dem Lockdown dringen verzweifelte Trinker ins Rockcafé ein.»
Sollte der Bundesrat irgendwann zum Äussersten greifen und uns komplett in unsere Wohnungen einsperren, zeigt uns ein bayerisches Paar, wie wir damit umgehen können, ohne gleich kriminell zu werden: «Gassi gehen trotz Ausgangssperre erlaubt: Frau führt Mann an Hundeleine aus.»
Und statt zu jammern, sollten wir uns vor Augen führen, wie viel schlechter früher alles war – zum Beispiel die Arbeitszeiten: «70-Tage-Wochen waren keine Seltenheit, sondern eher die Regel», lässt ein Apotheker wissen.
Bevor Sie mich nun des Phantasierens bezichtigen: All diese Zitate stammen aus echten Zeitungen. Zu finden sind sie auf der Website von «Perlen des Lokaljournalismus», wo man sich stundenlang die Zeit vertreiben kann – wenn man nicht gerade 70 Tage die Woche arbeitet.
BIANCA HÜSING
B.HUESING@FRUTIGLAENDER.CH