Volkshochschule unterrichtet Sprachen per Videokonferenz
16.02.2021 Coronavirus, Bildung|SchuleWas öffentliche Schulen und höhere Bildungsinstitute können, bietet auch die Volkshochschule Frutigland an: Fernunterricht zum Sprachen lernen. Glatt ging die Einführung aber nicht vonstatten.
KATHARINA WITTWER
«Als letztes Jahr im März wegen des Shutdowns ...
Was öffentliche Schulen und höhere Bildungsinstitute können, bietet auch die Volkshochschule Frutigland an: Fernunterricht zum Sprachen lernen. Glatt ging die Einführung aber nicht vonstatten.
KATHARINA WITTWER
«Als letztes Jahr im März wegen des Shutdowns Fernunterricht verordnet wurde, waren wir völlig überrascht», erzählt Niklaus Roder, Präsident der Volkshochschule Frutigland (VHS). In der Hoffnung, nach den Frühjahrsferien sei der Spuk vorüber, wurden vorerst sämtliche Kurse eingestellt. Bekanntlich war das nicht der Fall. Während die Volksschulen umgehend auf Fernunterricht umstellten, zog die VHS etwas später nach. «Hätten uns nicht Kinder von Vorstandsmitgliedern punkto Technik unter die Arme gegriffen, wären wir doch etwas überfordert gewesen», gesteht Roder. Vom Verband der VHS Schweiz war kaum Unterstützung zu erwarten, da man dort mit den gleichen Problemen konfrontiert war.
So wurde beschlossen, die Sprachkurse Italienisch, Englisch und Spanisch sowie auch den Qi Gong / Tai Chi-Kurs nach den Frühjahrsferien via Video-Plattform «Teams» zu unterrichten. Andere Kurse wie Vorträge, Exkursionen, Kochen oder Gymnastik wurden sistiert. Da nicht alle Sprachkursteilnehmenden über einen Computer verfügten, stiegen einige aus. Nach der Sommerpause bis zum erneuten Wechsel auf Fernunterricht im Januar 2021 fand wieder Präsenzunterricht mit Maske statt.
«Es ist unbestritten, dass Onlineunterricht nicht dasselbe ist wie Präsenzunterricht. Das Angebot, sich zumindest online zu treffen, wird geschätzt. Für einige Teilnehmenden ist es unter Umständen der einzige Kontakt zur Aussenwelt», so die Einschätzung vonseiten der Sekretärin Brigitte Klopfenstein.
Mit dem Handy ist es recht umständlich
Niklaus Roder nimmt selbst seit einigen Jahren Italienischunterricht und wollte unbedingt dranbleiben. Weil sein Computer ein beträchtliches Alter hat und über keine eingebaute Kamera verfügt, nimmt er mit dem Handy am Sprachkurs teil. «Das ist schon anstrengend», weiss er aus Erfahrung. Von seiner Klasse mit ursprünglich sechs Teilnehmenden sind aktuell noch deren fünf dabei. Den Unterricht findet er auch so abwechslungsreich. Nebst der Erklärung von Sprachregeln sind Sprachübungen, Diskussionen, Lektüre und sogar kleine Spiele möglich. Der Lehrerin, Stefanie Ingrassia, windet er ein Kränzchen. «Sie macht das wirklich gut, nimmt manchmal sogar selber ein Video auf und spielt es uns ab. Klar ist die Qualität nicht optimal.» Dass Verschiedenes auf der Strecke bleibt, bedauert er hingegen. «Die Lehrerin brachte manchmal italienische Spezialitäten in den Unterricht zum Probieren und darüber zu diskutieren.»
Lehrkräfte sind zusätzlich gefordert
Nadja Lauwiner ist Englischlehrerin und unterrichtet eine Anfänger- und eine Fortgeschrittenenklasse. Auch für sie war nach dem Lockdown alles neu. Im Frühling erklärte sich ungefähr die Hälfte ihrer beiden Klassen bereit, am Fernunterricht teilzunehmen. «Statt uns während 90 Minuten mit Lesen und Grammatik zu beschäftigen, betrieben wir eine Stunde lang Konversation – soweit das möglich war.»
«Es ist schon herausfordernd und intensiv», gesteht Nadja Lauwiner. Am Wochenende mailt sie den Teilnehmenden Aufgabenblätter, die sie in der nächsten Lektion bearbeiten werden. Hat sie dann alle Gesichter vor sich auf dem Bildschirm, ist ihre volle Konzentration nötig. «Beim Präsenzunterricht kann ich eine Person anschauen und ihr eine Frage stellen. Bei einer Videokonferenz ist das schlecht möglich. Hin und her zu gehen und jemanden beim Lösen einer Aufgabe zu helfen, funktioniert auch nicht. Inzwischen klappt der Onlineunterricht aber recht gut.» Seit Anfang Jahr machen fast alle Teilnehmer mit und sie haben sich an die spezielle Unterrichtsform gewöhnt.
«Mit dem Stoff kommen wir voran wie vorgesehen. Es ist schön und wertvoll, dass auf diese Weise weiter unterrichtet werden kann. Die Teilnehmenden sind mehr gefordert, da sie jeweils direkt angesprochen werden. Leider kommen Gruppenarbeiten und die freie Konversation zu kurz», bedauert Nadja Lauwiner. Ohne Pause dauert eine Lektion nun 75 Minuten. Nach einer Viertelstunde Pause ruft sie die nächste Klasse auf und ist hinterher ziemlich geschafft.
Inwieweit bereits bezahlte Kurskosten den Teilnehmenden rückerstattet werden, die auf den Fernunterricht verzichten, ist noch offen. Der Entscheid muss vom Vorstand der VHS Frutigland und vom Verband der VHS Schweiz abgesegnet werden.
Covid-19-Verordnung wurde unterschiedlich ausgelegt
Im aargauischen Muri hat die Volkshochschule trotz anderslautender Verordnung während drei Monaten Sprachunterricht in Klassen abgehalten – bis kürzlich die Behörde einschritt. Die Teilnehmenden hatten auf die Zusicherung der Aargauer Volkshochschul-Betreiber vertraut, dass für sie eine Ausnahmeregelung gelte.
Gemäss Erläuterungen zur Covid-19-Verordnung sind solche Ausnahmen aber nur gewährleistet, wenn die Kurse Grundkompetenzen vermitteln, namentlich fehlende Kenntnisse einer Landessprache. Damit sind vor allem Asylsuchende gemeint. Inzwischen hat man auch bei der VHS Aargau auf Onlineunterricht umgestellt.
WI