Bei Magen-Darm-Geschichten hört man den Ratschlag immer wieder: Cola und Salzstangen sollen Abhilfe schaffen. Vor allem Kinder, die sonst kein Cola trinken dürfen, sind von dieser «Arznei» verständlicherweise angetan – und das ist wohl auch ein Grund dafür, dass die Geschichte ...
Bei Magen-Darm-Geschichten hört man den Ratschlag immer wieder: Cola und Salzstangen sollen Abhilfe schaffen. Vor allem Kinder, die sonst kein Cola trinken dürfen, sind von dieser «Arznei» verständlicherweise angetan – und das ist wohl auch ein Grund dafür, dass die Geschichte nicht totzukriegen ist.
MARK POLLMEIER
Medizinisch betrachtet ist die Cola-Salzstangen-Kombination eher zweifelhaft. Zwar scheint es naheliegend, dem geschwächten Körper Energie (Zucker) und Mineralien (Salz) zuzuführen. Trotzdem raten Ärztinnen und Ernährungsberater meist von der Therapie ab.
Cola, sofern es «echtes» ist, enthält sehr viel Zucker, was den Durchfall noch beschleunigen kann. Handelt es sich um ein Lightprodukt, können die darin enthaltenen künstlichen Süssstoffe den gleiche Effekt haben. Zudem sind grössere Mengen Koffein nichts für junge und alte Menschen.
Hilfreicher als Cola ist schlichter Tee, zum Beispiel in den Sorten Fenchel oder Kamille. Gibt man noch eine Prise Salz und ein wenig Zucker oder Traubenzucker in die Tasse, ergibt das ein einfaches Elektrolytgetränk. (Der Zucker ist nötig, damit der Darm die Mineralstoffe gut aufnehmen kann.)
Salzgebäck ist weniger heikel. Es besteht vor allem aus leicht verdaulichen Kohlenhydraten und kann helfen, einen Salzverlust auszugleichen. Wer Salzstangen isst, macht also zumindest nichts falsch. Genauso gut wären aber Zwieback oder ein Stück helles Brot. Weil dem Körper bei Magen-Darm-Erkrankungen häufig auch Kalium fehlt, kann man die Schonkost durch eine zerdrückte Banane ergänzen.
Ein eher psychologischer Effekt
Fazit: Cola und Salzstangen sind bei einem Magen-Darm-Infekt nicht unbedingt schädlich, aber auch kein Allheilmittel. Um den Energie- und Mineralienhaushalt ins Lot zu bringen, gibt es bessere Möglichkeiten. Allerdings sind die vielleicht nicht so attraktiv wie die Variante mit Cola und Salzgebäck.
Auch ein grosser Softdrink-Hersteller bestätigt auf seiner Website, es sei nicht bewiesen, dass Cola bei Magen-Darm-Infekten hilft. «Trotzdem kann es sein, dass es dir subjektiv besser geht, wenn du etwas Cola zu dir nimmst», heisst es dort. Oder in Kurzform: «Ein Cola kann guttun. Auch psychologisch.»
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