Die Kunst des schönen Schreibens
19.03.2021 Frutigen, PorträtMadeleine Lauber aus Achseten hat ein neues Hobby für sich entdeckt: das sogenannte Handlettering. An dieser Buchstabenkunst gefällt ihr besonders, dass sie ihrer Phantasie freien Lauf lassen kann.
MONYA SCHNEIDER
Eigentlich hätte Madeleine Lauber Anfang März zum ...
Madeleine Lauber aus Achseten hat ein neues Hobby für sich entdeckt: das sogenannte Handlettering. An dieser Buchstabenkunst gefällt ihr besonders, dass sie ihrer Phantasie freien Lauf lassen kann.
MONYA SCHNEIDER
Eigentlich hätte Madeleine Lauber Anfang März zum ersten Mal einen Kurs in Handlettering für die Frauengruppe Engstligtal angeboten. Obwohl sie selbst findet, dass sie diese Kunst nicht so gut beherrscht, verfügt sie doch über eine langjährige Erfahrung. Angefangen hat alles mit einem Kalligrafiekurs, den sie vor über 30 Jahren besuchte. Dort lernte sie eine gotische Schrift, womit sie sich anschliessend aber nicht mehr besonders beschäftigte. Es brauche halt Übung und Zeit – und die hätte man mit kleinen Kindern ja nicht wirklich. Viel später – vor etwa zehn Jahren – besuchte sie wieder einen Kalligrafiekurs in der Volkshochschule. Dieser wurde von Arthur Ossola aus Spiez geleitet, der eine Koryphäe auf seinem Gebiet ist. Von ihm lernte Lauber viele verschiedene Schriften, von denen einige recht schwierig sind. Sie beschriftete Karten und schrieb Gedichte ab, bevorzugt jene von Maria Lauber. «Bei Kalligrafie muss man extrem genau arbeiten. Das ist sehr schön, wenn es fertig ist, doch für mich war es fast etwas zu genau», sagt Lauber. Sie entdeckte dann das Handlettering für sich. Mittlerweile weiss sie, dass es auch in dieser Kunst nicht verkehrt ist, wenn man ab und zu liniert.
Perfektion ist nicht nötig
Handlettering erlebte in den letzten Jahren einen wahren Boom und hat die Kalligrafie mittlerweile fast abgelöst. Madeleine Lauber erklärt den Unterschied so: «Kalligrafie ist eine Schreibkunst und Handlettering eine Buchstabenkunst.» Beim Lettering hebt man einzelne Wörter hervor, man kann einen Charakter unterstreichen oder es fast wie ein Graffiti aussehen lassen. Man ist viel freier und kann seiner Phantasie freien Lauf lassen. Die gelernte Schuhverkäuferin ergänzt ihre Schriftwerke mit Zeichnungen und Farben. Sie brachte sich das Lettering selbst bei, indem sie Lernvideos auf YouTube anschaute. Sie staunt manchmal selbst über die Fortschritte, die sie gemacht hat. Als sie im Mai 2017 mit Handlettering begann, hielt sie ihre Übungen in einem Heft fest und kann nun schauen, wie sie sich verbessert hat. Am Anfang machte sie einige Fehler, vor allem weil sie zu viele verschiedene Schriftarten kombinieren wollte. Handlettering stammt vermutlich aus dem Amerikanischen, und man sieht sehr viele Texte auf Englisch. Lauber schreibt jedoch auch gerne Berndeutsch. Ihre Handschrift bezeichnet Madeleine Lauber interessanterweise nicht als schön.
Mittlerweile hat die Achseterin auch das Zeichnen wieder entdeckt und einen Kurs besucht. Sie kombiniert dies nun gern mit dem Handlettering. «Man ist stets in einer Entwicklung und nie fertig», kommentiert sie.
Lettering muss nicht perfekt sein, und genau das gefällt ihr. Im Unterschied zur Kalligrafie wird Handlettering nicht mit der Feder geschrieben. Lauber verwendet allerlei Filzstifte oder Fineliner. Jeder müsse für sich selbst entdecken, was ihm am besten von der Hand geht. Am Anfang sollte man maximal drei Schriftarten kombinieren.
Bei schönem Wetter zieht es sie hinaus
Madeleine Lauber betreibt das Handlettering hauptsächlich für sich selbst. Wenn sie jedoch angefragt wird, macht sie auch gerne Auftragsarbeiten. So hat sie zum Beispiel für eine Frau ein sehr grosses Bild auf Altholz gefertigt. Lauber ist sehr vielseitig und möchte sich nicht auf einen Stil beschränken. Man kann auf vielen verschiedenen Materialien schreiben, wie man auch in ihrer Wohnung sieht. Überall findet man die schönen Schriftstücke.
Es ist jedoch nicht so, dass Lauber nun stundenlang hinter dem Schreibtisch sitzt und ihrem Hobby frönt. Vielmehr sieht sie darin einen schönen Ausgleich zum Sport. Bei schönem Wetter sitzt sie nicht in der Stube, da zieht es sie hinaus in die Natur. So fertigt sie ihre Kunstwerke meistens abends an. Handlettering ist ein Hobby, das jeder ohne grosse Vorkenntnisse oder Ausrüstung beginnen kann. «Schreibe wie du redest, dann schreibst du schön», so Laubers Devise.