TOUR DE TOURISME - Die Chancen von Covid-19 nutzen – Teil 2

  02.03.2021 Kolumne

Die Chancen von Covid-19 nutzen – Teil 2

Unbestritten hat Covid-19 in den vergangenen zwölf Monaten vermeintlich sichere Geschäftsmodelle ordentlich durcheinandergewirbelt. Ein kritisches Hinterfragen und Neuausrichten vieler Unternehmen ist angezeigt. Welche Konsequenzen hat die heutige Situation aber für die touristischen Akteure?
Viele suchen die Ansätze im Marketing und in der eigenen Organisation. Manche registrieren, dass einzelne Orte oder Betriebe in der Vermarktung zu wenig Kraft haben. Sie schaffen es nicht, ausreichend wahrgenommen zu werden. Oft sind dafür nicht einmal mangelnde finanzielle Ressourcen verantwortlich. Vielmehr fehlt die digitale Verknüpfung mit den passenden Vermarktungspartnern. Ein Produkt mag noch so überzeugend sein – wenn es nicht gesehen wird, online buchbar oder geschickt in den Such- und Entscheidungsprozess der Kunden eingebunden ist, bezahlt der Anbieter mit wirtschaftlichen Nachteilen. Was also ist zu tun? Hilfreich wären ein guter Webauftritt und die professionelle Bewirtschaftung der sozialen Medien. Auch die Anbindung an die digitalen Drehscheiben der regionalen Destinationen, die ihrerseits mit den nationalen und globalen Anbietern wie Google oder Booking verbunden sind, kann dazu beitragen, besser wahrgenommen zu werden.
Das tönt gut und einfach. Die Praxis zeigt aber, dass der einzelne Anbieter, als Gastgeber oder Erlebnisorganisator, mit der Unsetzung häufig an seine Grenzen stösst. Hier springt die Destinationsorganisation ein, weniger als Marketingorganisation, sondern mit entsprechenden Schulungen und somit als Ausbildnerin, Netzwerkbildnerin oder gar als Tourismusentwicklerin.
Einschneidend sind die Auswirkungen der Pandemie auch für viele Organisationen. Corona hat gezeigt, dass wir künftig noch agiler auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren müssen. Das Arbeiten nach dem sogenannten Linking-Pin-Ansatz könnte eine Möglichkeit bieten. Im Kern geht es darum, vermehrt in durchmischten Gruppen zu arbeiten. Dabei profitiert der Einzelne von den anderen Teammitgliedern. Das Denken in Scheuklappen wird dadurch deutlich reduziert, die Offenheit für neue Gesichtspunkte und Erfahrungen nimmt zu.
Viel Potenzial verspricht der Ansatz, die Barrieren der eigenen Unternehmung gegenüber den Partnerorganisationen zu öffnen. Warum keine gemeinsame Lehrlings- und Praktikantenausbildung oder ein Mitarbeitendenaustausch zwischen Tourismusorganisation, Beherbergern oder Bergbahnen? Wieso kein branchenübergreifendes Zusammenlegen von Serviceleistungen wie Administration, Buchhaltung oder Schulung? Hier stehen wir noch ziemlich am Anfang. Für mich stehen dabei nicht die Einsparpotenziale im Vordergrund, sondern vielmehr die Erkenntnisgewinne und die Bereicherung für die Mitarbeitenden. Zudem profitiert davon der ganze Tourismus vor Ort.

Apropos vermeintlich sichere Geschäftsmodelle: Gemäss der «NZZ am Sonntag» hat die Corona-Pandemie wie eine Zeitmaschine gewirkt. So hat sich in diesem Winter beobachten lassen, wie es bei fortschreitender Klimaerwärmung aussehen könnte – wenn sich die Skigebiete leeren. Doch davon ein andermal.

URS PFENNINGER, DIREKTOR TOURISMUS ADELBODEN-LENK-KANDERSTEG

INFO@WELCOME.CH


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