FRÜSCH VOR LÄBERE WÄG - Gott oder die Umwelt?
09.04.2021 KolumneGott oder die Umwelt?
Die Präambel unserer Bundesverfassung ist beeindruckend. Sie stellt klar, dass sich kein Mensch, kein Politiker, keine Partei, keine Ideologie anmassen kann, die höchste Autorität zu sein. So beginnt unsere oberste Rechtsquelle mit den folgenden ...
Gott oder die Umwelt?
Die Präambel unserer Bundesverfassung ist beeindruckend. Sie stellt klar, dass sich kein Mensch, kein Politiker, keine Partei, keine Ideologie anmassen kann, die höchste Autorität zu sein. So beginnt unsere oberste Rechtsquelle mit den folgenden Worten: «Im Namen Gottes des Allmächtigen! Das Schweizervolk und die Kantone, in der Verantwortung gegenüber der Schöpfung […], geben sich folgende Verfassung.»
Dieser Gottesbezug ist wichtig. Ohne Gott und ohne christliche Werte wie Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, gäbe es die Schweiz in ihrer heutigen Form nicht. Egal, ob man nun ein gläubiger Christ ist oder nicht, alle freiheitsliebenden Demokraten tragen ein gewisses moralisches Leitbild in sich, welches sich an den wichtigsten Grundsätzen des Christentums orientiert. So ist auch die Schweiz ein Land mit einer christlichen Leitkultur. Dies äussert sich nicht nur in der zitierten Präambel unserer Verfassung, sondern auch im Text unserer Nationalhymne («betet, freie Schweizer, betet!» oder «Gott, den Herrn, im hehren Vaterland»), auf unserer Landesfahne (weisses Kreuz auf rotem Grund), in der Inschrift auf dem Fünfliber («Dominus providebit», zu Deutsch «Der Herr wird vorsorgen») und auch im Eid der Eidgenossen («Wir wollen trauen auf den höchsten Gott und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen»).
Und nun soll Gott nach dem Willen des Zürcher SP-Nationalrats Fabian Molina aus der Bundesverfassung gestrichen werden. Er hat eine entsprechende parlamentarische Initiative eingereicht. «Gott hat in der Verfassung nichts zu suchen», liess sich der ehemalige Präsident der Jungsozialisten in einer Schweizer Boulevardzeitung zitieren. Stattdessen solle die Umwelt an die Spitze der Verfassung gestellt werden: «Das Schweizervolk und die Kantone, in der Verantwortung gegenüber der Umwelt […], geben sich folgende Verfassung.» Hier sieht man, wie weit die Anhänger der «Greta-Religion» zu gehen bereit sind. So wollen sie doch tatsächlich den Rückfall vom Christentum hin zu einer heidnischen Klimareligion zuvorderst in der Präambel dokumentiert haben.
Diese Entwicklung ist gefährlich. Längst hat sich die Klimabewegung von einem gut gemeinten politischen Statement über eine Verbotskultur hin zu einer unantastbaren religiösen Ideologie entwickelt, die nun offenbar unseren Jahrhunderte alten Gottesbezug verdrängen soll. Es gibt zu viele Beispiele in unserer Geschichte, in denen die Entthrohnung Gottes zwangsläufig zu einem Machtmissbrauch, ja zu einer Tyrannei von einzelnen Menschen über andere Menschen geführt hat.
Für einmal erhoffe ich mir, dass sich unsere Landeskirche in diese politische Diskussion einbringt. Wann, wenn nicht zu dieser Thematik, wäre es angebracht, dass sich die reformierte und die katholische Kirche öffentlich für ihre wichtigste Botschaft – der Kunde von der Güte Gottes – einsetzt? Vielleicht ist dies zwischen dem Abfassen und der Veröffentlichung meiner Kolumne bereits geschehen – doch ich hege da so meine Zweifel. In jüngster Vergangenheit machte die Kirche lieber durch ihr Engagement für die hochpolitische Initiative «Für verantwortungsvolle Unternehmen» oder durch das Läuten der Kirchenglocken für den Klimaschutz Schlagzeilen (siehe Text links). Auch setzte sie sich gegen das Anliegen ein, wonach Burkas und Nikabs als Zeichen des Islamismus in der Öffentlichkeit verboten sein sollen. Sowohl bei der Abstimmung über die Unternehmensverantwortung wie auch beim Verhüllungsverbot wurde die Kirche an der Urne abgestraft.
Auch ich bin dafür, dass in der Schweiz Religionsfreiheit gelten soll. Jede und jeder soll glauben und anbeten dürfen, was sie und er für richtig hält. Nichtsdestotrotz ist es wichtiger denn je, sich auf unseren christliche Werten zu besinnen. Ihnen haben wir Freiheit, Wohlstand und Demokratie zu verdanken. Auch der Umweltschutz und das Sorgetragen zu unserer schönen Natur haben etwas mit Nächstenliebe und Achtsamkeit gegenüber der Schöpfung zu tun – hierfür brauchen wir keine neue Klimareligion.
NILS FIECHTER
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