Eine Frage der Ethik
Tempo 50 oder 30 innerorts in Frutigen? Hier scheiden sich die Geister. Wird die Angelegenheit zu einem Glaubenskrieg, fern jeder sachlichen Argumentation? Die physikalischen Gesetzmässigkeiten, dass die Energie mit der Geschwindigkeit im Quadrat ...
Eine Frage der Ethik
Tempo 50 oder 30 innerorts in Frutigen? Hier scheiden sich die Geister. Wird die Angelegenheit zu einem Glaubenskrieg, fern jeder sachlichen Argumentation? Die physikalischen Gesetzmässigkeiten, dass die Energie mit der Geschwindigkeit im Quadrat und nicht linear zunimmt, gelten bekanntlich überall.
Die Lösung des Problems ist für Frutigen in Anbetracht des wachsenden Durchgangsverkehrs nicht nur eine technische, sondern vielmehr auch eine ethische Frage. In unserer Bundesverfassung steht unter anderem in der Präambel, dass die Stärke des Volkes sich am Wohl der Schwachen misst. Wer sind die Schwachen im Strassenverkehr? Die Kinder und die Senioren, das weiss man längst. Kinder sind auch mit Verkehrserziehung keine Roboter, sondern fröhliche und unbeschwerte Wesen, und Senioren fühlen sich oft verunsichert und reagieren zuweilen unüberlegt. Wie schützen wir die Gefährdeten, die im Gegensatz zu den immer grösser und schwerer werdenden Autos weder über Knautschzonen noch Airbags und ABS verfügen, sondern um ein vergleichsweise sehr verletzliches und schwaches Outfit? Ganz klar, indem wir die Geschwindigkeit soweit reduzieren, dass die Bremswege kurz bleiben und die Gefahr von Kollisionen markant vermindert wird.
In der gleichen Präambel der Bundesverfassung steht auch noch etwas von gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung. Wir alle als Verkehrsteilnehmende, zu Fuss oder fahrend unterwegs, sind froh, wenn wir unfallfrei durchs Leben kommen. Darum sollten sich alle ernsthaft überlegen, ob künftig die 50-km/h-Limite im Dorf um jeden Preis beibehalten werden muss angesichts des Wissens um die möglichen negativen Folgen für die Schwächsten und Gefährdeten.
ULRICH VOGT, FRUTIGEN