ZEIT FÜR EINEN WECHSEL
Diese Woche hat mir mein Chef mit einem leichten Stöhnen von seiner laufenden Aufräumaktion zu Hause erzählt. Was sich da so alles ansammle, wenn man ein Haus mit Garage und Keller habe. Freiwillig macht er diese Arbeit natürlich nicht, viel ...
ZEIT FÜR EINEN WECHSEL
Diese Woche hat mir mein Chef mit einem leichten Stöhnen von seiner laufenden Aufräumaktion zu Hause erzählt. Was sich da so alles ansammle, wenn man ein Haus mit Garage und Keller habe. Freiwillig macht er diese Arbeit natürlich nicht, viel lieber wäre er auf einer Skitour unterwegs. Doch es muss sein: Er verlegt seinen Wohnsitz, um näher bei der Redaktion zu sein. Das hat aber nicht speziell mit mehr Kontrolle zu tun, hoffe ich zumindest …
Kleider, Möbel, Bücher – alles wird auf seine Nützlichkeit und seinen Wert geprüft – nicht den finanziellen, sondern eher den emotionalen. Dieses Ausmisten und Entrümpeln heisst oft Abschied nehmen. Bei vielen Dingen ist das unproblematisch, die liegen einfach rum. Und was mehr als etwa drei Jahre Zeit hatte, in Ruhe eine Staubschicht anzusammeln, hat wohl keine grosse Daseinsberechtigung mehr. Das Risiko besteht natürlich, dass wenige Tage nach dem Entsorgen oder Verschenken jemand genau dieses Ding benötigen wird. Das ist aber zu verantworten, wenn die Zügelleute dafür weniger Material schleppen müssen, das ja dann auch noch seinen Platz am neuen Ort finden muss. Ob es da überhaupt noch hinpasst?
Unvergesslich ist die Aussage eines Kollegen, der nach dem Studium die gesäuberte WG-Wohnung abgegeben hat: «In der Küche haben wir ein Fenster gefunden …» Ein Umzug ist also der ideale Zeitpunkt, um aufzuräumen. Bei mir hat vor zwei Jahren ein Wassereinbruch im Keller auch schon gereicht, um die Hälfte des gelagerten Materials loszuwerden. Zwangsläufig, da es nass war und stank. Darunter war sogar noch altes Militärmaterial, welches das Zeughaus schon nicht mehr zurückhaben wollte. Weg damit! Ich befürchte jedoch, dass sich das Kellerabteil unerklärlicherweise bereits wieder füllt (und zwar nicht mit Wasser).
Diese physische Entrümpelung hat durchaus auch psychische Aspekte, sie kann den Kopf frei machen für kleine und grosse Veränderungen oder sogar einen Neuanfang. Ich bin deshalb ziemlich gespannt, mit welchen neuen Ideen der Chef nach dem Umzug zurück in die «Frutigländer»- Redaktion kommt.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
H.SCHNEIDER@FRUTIGLAENDER.CH