GEHEIM IST RELATIV
Das Militär hat nicht mehr viele Bunker, die noch genutzt werden. Einige der Betonklötze sind abgerissen, andere verkauft, oder sie stehen leer in der Gegend herum. Doch ab und zu braucht es heute noch Beton, und das passt nicht allen. ...
GEHEIM IST RELATIV
Das Militär hat nicht mehr viele Bunker, die noch genutzt werden. Einige der Betonklötze sind abgerissen, andere verkauft, oder sie stehen leer in der Gegend herum. Doch ab und zu braucht es heute noch Beton, und das passt nicht allen. Jüngstes Beispiel: In Magglingen wird ein neuer Bunker gebaut, neben der Eidgenössischen Hochschule für Sport, in einem Wohnquartier. Allein schon für die Publikation dieser Information hätten vor wenigen Jahren die Schlapphüte aus Bern bei mir vor der Tür gestanden und mit Gericht gedroht. Das hat sich mit Facebook, Twitter und Instagram geändert. Geheim ist meist nicht mehr so wirklich geheim. Und auch Journalisten schauen ins Internet, also landete der Magglinger Bunker in etlichen Schweizer Medien.
Kommunikation ist ein schwieriges Geschäft: Die Bagger für die Vorarbeiten fuhren genau dann auf, als die Anwohner etwas von ihrem künftigen Nachbarn zehn Meter tief im Boden erfuhren. Es herrschte Aufregung. Da der Bunker eigentlich geheim ist, darf man nicht wissen, was sich dort unten verbirgt. Hektisch wurde nun vom Rüstungsamt eine Versammlung einberufen. Bekannt ist den kritischen Anwohnern jetzt zumindest, dass der Bunker ein Teil von «Fitania» ist – so der Tarnname des geschützten Kommunikationsnetzes von Behörden, Armee und Landesregierung. Und dass Magglingen halt der beste Standort dafür ist.
Eine Gefahr gehe von dem Bunker respektive seinem Innenleben nicht aus, sagt der Bund. Die Anwohner – darunter auch die Grossrätin Andrea Zryd mit Wurzeln in Adelboden – werden von diesen mageren Antworten kaum befriedigt sein. Man fühlt sich von den Militaristen nicht ernst genommen. Verhindern können die Anwohner den Bunker aber nicht. Ein Baugesuch benötigt das Militär nämlich keines, zudem ist die Sportschule sowieso VBS-Areal. Wenn der Neubau mitten in den Baustellen der Schule versteckt worden wäre, hätte wohl niemand Panik gekriegt und geheim wäre wohl auch jetzt noch geheim.
Bemerkenswert ist dabei, wo die Armee ausgerechnet eine Anlage für die sichere Kommunikation in Krisenlagen baut: an der End-der-Welt-Strasse.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
H.SCHNEIDER@FRUTIGLAENDER.CH