WEITERE REAKTIONEN AUF DEN LESERBRIEF VON KONRAD KLÖTZLI («FRUTIGLÄNDER» VOM 30. APRIL)
04.05.2021 Leserbrief«Man wird uns an unseren Taten messen»
Nur ungern erinnere ich daran, dass Anna Göldin, die «letzte Hexe Europas», am 13. Juni 1782 «im Namen Gottes des Allmächtigen» hingerichtet wurde. Dass sie rehabilitiert wurde und ihr heute ein Museum gewidmet ist, hat für ...
«Man wird uns an unseren Taten messen»
Nur ungern erinnere ich daran, dass Anna Göldin, die «letzte Hexe Europas», am 13. Juni 1782 «im Namen Gottes des Allmächtigen» hingerichtet wurde. Dass sie rehabilitiert wurde und ihr heute ein Museum gewidmet ist, hat für die einstige arme Magd keine Bedeutung mehr. Dass wir von der deutschen Armee im Zweiten Weltkrieg nicht überrannt wurden, ist wahrscheinlich vor allem der geschickten Politik des Bundesrates und dem wehrhaften General Guisan zu verdanken. Solche Überlegungen haben nichts mit dem vermeintlich «tiefen Fall des christlichen Gedankengutes» zu tun. Wir tun auch gut daran, selber zu überlegen, wie wir dem Klimawandel begegnen können und wie entsprechende Massnahmen umzusetzen sind. Dabei dürfen wir uns durchaus von christlichen Grundsätzen leiten lassen, dazu braucht es aber kein «E» in irgendeiner Parteibezeichnung. Spätere Generationen werden uns nicht an den Worten messen, sondern an den Taten.
URS PETER KÜNZI, FRUTIGEN
Das «E» ist die DNA der EVP
Nein, lieber Konrad Klötzli, das «E» wird nicht aus dem EVP-Kürzel verschwinden. Das hat weder die EVP Frutigen noch die Kantonalpartei oder die EVP Schweiz je erwogen. Im Gegenteil: Die EVP bekennt sich in ihren Statuten zu den Grundsätzen des Evangeliums. Und das soll sich nicht ändern. Das wurde auf Bundesebene angesichts des Namenswechsels der CVP deutlich verlautbart.
Hans Peter Bach äussert in seinen Kolumnen seine persönliche Meinung und darf darin auch zum Mitdenken anregen. Er hat nicht vor, den Gottesbezug in der Präambel abzuschaffen, sondern weist darauf hin, dass der Name Gottes nicht für menschliche Ideologien missbraucht werden soll. «Im Namen Gottes» Kriegsmaterial in Konfliktregionen exportieren, mit unlauteren Mitteln Wohlstand generieren, Flüchtlinge unbarmherzig abweisen oder nationalistisch-rassistisches Verhalten an den Tag legen – das geht nicht. Bachs Vorschläge «In Demut vor Gott dem Allmächtigen …» oder «In Anerkennung der Allmacht Gottes …» sind auch aus Sicht des EVP-Vorstandes passendere Formulierungen und keine Verleugnung christlichen Gedankenguts.
Die EVP passt halt nicht ins überholte Links-Rechts-Schema. Zum christlichen Bekenntnis gehören der Schutz des Lebens, der schonende Umgang mit der Schöpfung, tragfähige soziale Netze und eine freie und offene Schweiz. Das sind die vier Kapitel des EVP-Parteiprogramms. Wer das als «links aussen» abtut, ist wohl weiter «aussen» als die EVP.
VORSTAND EVP FRUTIGEN