Abstandsregeln bremsen Lötschberg-RoLa
25.06.2021 WirtschaftVERKEHR Die Rollende Landstrasse (RoLa) von Freiburg im Breisgau durchs Frutigland ins italienische Novara startete gut ins Jahr 2020. Dann begann der Rückgang, bedingt durch Distanzvorgaben aufgrund der Corona-Pandemie: Die Belegung musste drastisch reduziert werden. ...
VERKEHR Die Rollende Landstrasse (RoLa) von Freiburg im Breisgau durchs Frutigland ins italienische Novara startete gut ins Jahr 2020. Dann begann der Rückgang, bedingt durch Distanzvorgaben aufgrund der Corona-Pandemie: Die Belegung musste drastisch reduziert werden.
KURT METZ
Am 2. April 2020 erlitt das Transportunternehmen RAlpin durch ein herabgestürztes, 280 Tonnen schweres Betonelement der sich im Abbruch befindenden Eisenbahnbrücke bei Auggen nahe Müllheim (Baden) den schwersten Unfall ihrer Geschichte. Der Lokführer verstarb, die Lok von BLS Cargo und der Begleitwagen, in dem zehn Lastwagenfahrer reisten, erlitten Totalschaden. Einer der Fahrer wurde schwer und zwei leicht verletzt. Die Strecke war sechs Tage gesperrt. Dazu kam die dreiwöchige Bausperre im Spätsommer auf dem italienischen Teil der Simplonlinie.
Das Angebot der RoLa konnte in drei Stufen im Mai, Juni und September allerdings wieder hochgefahren werden und erreichte rund 85 Prozent des Februarwerts 2020. Die Belegung der Begleitwagen für die LKW-Fahrerinnen und -Fahrer musste wegen den Abstandsregeln allerdings drastisch auf zwei Liegeplätze pro Abteil reduziert werden. Deshalb wurden wo immer möglich zwei Begleitwagen eingesetzt, um die Züge mit bis zu zwanzig Lastwagen auslasten zu können.
Covid-Gesetz deckt Finanzlücke
Unter dem Strich ergab sich bei 55 969 beförderten Strassensendungen ein Rückgang von 35,4 Prozent und bei den gefahrenen Zügen ein Minus von 26 Prozent. Der operative Verlust betrug 14,6 Millionen Franken, wovon 5,4 Millionen Franken auf die Reduktion der Auslastung der Züge zur Einhaltung der Abstandsvorgaben zurückzuführen sind. Das Bundesamt für Verkehr sprach einen A-fonds-perdu-Beitrag von zehn Millionen Franken. Zusammen mit den Sanierungsmassnahmen der RAlpin-Aktionäre BLS, Hupac und SBB liess sich der Jahresverlust auf 0,9 Millionen Franken reduzieren.
Neue Perspektiven
Trotz des ersten Lockdowns gelang es RAlpin, im Mai das Auftragsmanagementsystem «Roma» in Betrieb zu nehmen. Kunden können nach der Registrierung ihre Buchung direkt online tätigen und ihre Daten für das Check-in an einem der Terminals eingeben. So ist es nun in Echtzeit möglich, zu erfahren, ob eine rollende Landstrasse der RAlpin über freie Plätze verfügt, eine Warteliste besteht oder die Verbindung ausgebucht ist. Seit Januar 2021 fahren die Züge mit 23 statt 22 Niederflurtragwagen und wo immer möglich mit einem zweiten Begleitwagen.
Der Businessplan 2021 bis 2023 sieht vor, 96 Züge pro Woche zu führen und deren Pünktlichkeit zu steigern. Dank einem Pool von BLS Cargo und SBB Cargo mit Lokomotiven mit Zulassung für alle drei Länder (Deutschland, Schweiz und Italien) entfällt der Lokwechsel an den Grenzen. Wie es nach 2023 weitergeht, wird dem im Spätherbst erscheinenden Verlagerungsbericht des BAV zu entnehmen sein. RAlpin wird dazu einen Businessplan für die Jahre 2024 bis 2028 vorlegen.