In der Romanverfilmung «Die Blech trommel» schreit der kleine Oskar so laut und durchdringend, dass in seiner Umgebung sogar Glas zerspringt. Es ist nicht die einzige, aber wohl die bekannteste Filmszene dieser Art. Doch was ist dran? Kann ein Mensch mit seiner Stimme wirklich Glas ...
In der Romanverfilmung «Die Blech trommel» schreit der kleine Oskar so laut und durchdringend, dass in seiner Umgebung sogar Glas zerspringt. Es ist nicht die einzige, aber wohl die bekannteste Filmszene dieser Art. Doch was ist dran? Kann ein Mensch mit seiner Stimme wirklich Glas zerstören?
MARK POLLMEIER
Physikalisch betrachtet wäre der Effekt zumindest möglich. Glas, vor allem in Form von Weingläsern, fängt bei einer bestimmten Schallwellenfrequenz an, zu schwingen. Damit das Material bricht, müsste man diese Eigenfrequenz mit einem sehr lauten, gleichbleibenden Ton treffen. Die Schwingungen des Glases wären irgendwann so stark, dass es zur Materialermüdung und zum Bruch kommt.
Allerdings ist die menschliche Stimme dafür weder laut genug noch gelingt es einem Menschen, bis aufs Hertz genau dieselbe Frequenz zu halten – der an den Stimmbändern erzeugte Ton schwankt immer minimal. Glas zu «zersingen» ist für Menschen also nicht möglich, schon ein Weinglas ist dafür zu stabil.
Anders sieht es bei technischen Hilfsmitteln aus. Mit einem leistungsfähigen Tongenerator, den man auf eine bestimmte Frequenz einstellen kann, lässt sich ein Glas zerstören. Um die Resonanzkatastrophe herbeizuführen, muss der erzeugte Ton allerdings 100- bis 120-mal stärker sein als eine menschliche Stimme.