Zusammen unterrichteten sie 128 Jahre
18.06.2021 Frutigen, Bildung|SchuleAuf Ende Schuljahr gehen drei langjährige Lehrerinnen in Pension. Wegen Corona wurden sie bereits im kleinen Rahmen verabschiedet. Alle schauen auf eine schöne und sehr abwechslungsreiche Zeit zurück.
KATHARINA WITTWER
Marianne Fähndrich hielt Kanderbrück ...
Auf Ende Schuljahr gehen drei langjährige Lehrerinnen in Pension. Wegen Corona wurden sie bereits im kleinen Rahmen verabschiedet. Alle schauen auf eine schöne und sehr abwechslungsreiche Zeit zurück.
KATHARINA WITTWER
Marianne Fähndrich hielt Kanderbrück während 44 Jahren die Treue und unterrichtete immer an der Unterstufe. Ihre Lieblingsfächer waren Heimatunterricht – später NMG genannt (Natur, Mensch, Gesellschaft) – und Handarbeiten, das längst Werken heisst. Nach ihrem Mutterschaftsurlaub teilte sie die Stelle mit einer Kollegin, als eine der ersten im Kanton. «Der Schulinspektor erlaubte uns das, warnte aber von der Abgrenzung zwischen ‹mein› und ‹unser›», sagt sie schmunzelnd und kramt gleich eine passende Episode hervor. «Auf einem Maibummel pflückte ein Knabe Blumen. Als er vor uns stand, wusste er nicht, wem er den Strauss überreichen soll. Kurzerhand halbierte er ihn und drückte jeder von uns eine Hälfte in die Hand.» Früher sei man eine Einzelkämpferin gewesen und habe ab und zu an Schulkommissionssitzungen teilgenommen. Inzwischen ist auch im Lehrerzimmer Teamarbeit gefragt. Die Zusammenarbeit und den Austausch mit jungen Kolleginnen fand sie stets bereichernd. «Kanderbrück war für mich ein Glücksfall», bringt sie ihr Berufsleben rückblickend auf den Punkt.
Beruf mit vielen Facetten
«Ich war 19 ½ jährig, als ich an Winklen meine erste Stelle antrat. Weil ich noch nicht mündig war, musste mein Vater für mich den Mietvertrag für die Wohnung unterschreiben», verrät Annemarie Hebeisen augenzwinkernd. An einem Donnerstag im Frühling 1978 wurde sie als Lehrerin patentiert. Am darauffolgenden Montag stand sie bereits in der Schulstube und unterrichtete die 1.- bis 3.-Klässler. Nach 13 Jahren wechselte sie ins Schulhaus Oberfeld. Inzwischen Mutter geworden, teilte sie sich erst eine Stelle mit einer Kollegin. Im Laufe der Oberfeld-Zeit unterrichtete sie in einem Teilpensum fast alle Altersstufen in den unterschiedlichsten Fächern. «Jedes Jahr stets dort, wo eine Lehrkraft fehlte.» Nebenher vertrat sie für eine kurze Zeit eine Lehrperson an der damaligen Gewerbeschule Frutigen. Dort brachte sie angehenden Verkäuferinnen kaufmännisches Rechnen bei. «Mich nach 43 Jahren aus dem Berufsleben zurückzuziehen, fühlt sich richtig an. Ich durfte den Beruf in all seinen Facetten erleben und konnte viele bereichernde Erfahrungen machen. Nun bin ich gespannt, was das Leben für mich noch bereithält.»
Wo ist die Zeit geblieben?
1980 kam Heidy Eicher als frisch gebackene Hauswirtschaftslehrerin ins Widi-Schulhaus. Dort stieg sie mit einem Fünfwochenkurs in Haushaltsführung, im Volksmund «Mädchen-RS» genannt, ein. Anschliessend unterrichtete sie Mädchen in Hauswirtschaft, Kochen, Gartenbau, Turnen und Handarbeiten. Die 1.- und 2.-Klässler gingen zu ihr ins Werken, Knaben ins freiwillige Kochen. Realschüler, die gerne rechneten und das Zusatzfach Mathematik wählten, erhielten von ihr Geometrie und Algebra vermittelt. Auch gab sie Kochkurse für Erwachsene. Genau genommen war sie Lehrerin für drei Generationen.
Nach der Geburt ihres ersten Kindes und inzwischen verheiratet, behielt Frau Hellmüller «bloss» noch Wahlfächer. Für diesen Unterricht kamen Schüler aus allen damals 13 Spissenschulhäusern zu ihr nach Frutigen. Ihr ursprüngliches Metier «Kochen / Hauswirtschaft» wurde im Lehrplan 21 in «Wirtschaft, Arbeit Haushalt» (WAH) umbenannt. Gekocht wird nicht mehr viel. Mehr als die Hälfte der Lektionen findet in Form von Theorieunterricht statt. Mit der Aussage «Schwupps – waren 41 Jahre verflossen. In all den Jahren durfte ich den schönsten Beruf ausüben!» verabschiedet sie sich ins Rentnerinnendasein.
In diversen Frutigländer Gemeinden gibt es auf das neue Schuljahr hin einen Generationenwechsel. Mehrere Lehrkräfte gehen nach jahrzehntelanger Berufsausübung – einige sogar immer im selben Schulhaus – in Pension. Weil alle die gleichen «von oben verordneten» Veränderungen miterlebt haben, beschränkt sich der «Frutigländer» auf kurze Rückblicke. Sie werden in loser Folge abgedruckt.
REDAKTION