Allerlei Moskito-Legenden
20.07.2021 AllerleiWenn es um Stechmücken geht, kursieren viele Missverständnisse, und an vermeintlich guten Ratschlägen herrscht kein Mangel. Indes: Vieles davon stimmt nicht.
MARK POLLMEIER
Wer gestochen wird, hat «süsses Blut», und wer bei offenem Fenster das Licht an lässt, ...
Wenn es um Stechmücken geht, kursieren viele Missverständnisse, und an vermeintlich guten Ratschlägen herrscht kein Mangel. Indes: Vieles davon stimmt nicht.
MARK POLLMEIER
Wer gestochen wird, hat «süsses Blut», und wer bei offenem Fenster das Licht an lässt, muss sich nicht wundern, dass die fliegenden Plagegeister über ihn herfallen. Solche Sprüche hat fast jeder schon einmal gehört. Doch die wenigsten halten einer Überprüfung stand.
Nur weibliche Mücken stechen, denn sie brauchen das Bluteiweiss für die Produktion von Eiern. Wenn es um die Ernährung geht, bevorzugen die meisten Stechmückenarten dagegen Pflanzensäfte und Nektar. Wie aber sucht ein Mückenweibchen seine Opfer aus?
Schweiss ist attraktiv
Viele blutsaugende Insekten orientieren sich an Gerüchen, und für Stechmücken ist der menschliche Schweiss besonders interessant. Beim Schwitzen entstehen Ammoniak, Harn- oder Milchsäure. Hat ein Mensch die passende Duftkombination, schlägt die Mücke zu. Menschen, die häufig Alkohol trinken, scheinen übrigens öfter gestochen zu werden. Kein Wunder: Alkohol weitet die Blutgefässe und fördert das Schwitzen.
Es ist also nicht das «süsse Blut», das eine Mücke zum Stich verleitet, sondern ein Cocktail aus bestimmten Gerüchen. Der grösste Mückenmagnet ist jedoch Kohlendioxid. Fliegt eine Stechmücke in einem dunklen Zimmer herum, wird sie stets nach der stärksten CO2-Quelle suchen. Dass die Tiere einem nachts ständig um den Kopf surren, hat also einen Grund – durch Mund und Nase wird kontinuierlich Kohlendioxid ausgeatmet. Schwangere Frauen sind deswegen stärker mückengefährdet. Weil sie quasi für zwei atmen, ist auch ihr CO2-Ausstoss höher.
Mücken stehen auf glatte Haut
Grundsätzlich machen Stechmücken zwischen den Geschlechtern keinen Unterschied. Trotzdem werden Frauen insgesamt häufiger gestochen: Ihre Haut ist dünner und somit leichter zu durchbohren. Ausserdem fehlt ihnen die bei Männern stärkere Körperbehaarung, die einen gewissen Schutz gegen die Blutsauger bietet.
Wie aber ist es nun mit dem Licht? Wie gesagt: Das wichtigste Sinnesorgan der Steckmücke ist ihre Nase – die Augen sind dagegen verhältnismässig schlecht ausgebildet. Ob das Licht an ist oder nicht, spielt also für den Beutezug der Mückenweibchen keine Rolle. Trotzdem lohnt es sich, bei offenen Fenstern oder im Freien die Festbeleuchtung auszuschalten – Motten und viele andere nachtaktive Insekten werden nämlich sehr wohl vom Licht angezogen.
Fazit: Am seltensten gestochen werden Männer mit starker Körperbehaarung, die sich nicht anstrengen und wenig schwitzen, auf Alkohol verzichten und naturgemäss nicht schwanger sind.
Netze, Düfte, Ultraschall: Was hilft gegen Stechmücken?
Wirksam und unproblematisch sind mechanische Schutzmassnahmen, also Bekleidung, die möglichst viel Haut bedeckt, Mückennetze und geschlossene Türen und Fenster.
Daneben gibt es eine ganze Reihe von Sprays, Lotionen und Duftspendern zu kaufen. Bei den meisten Produkten, vor allem bei jenen mit natürlichen Zutaten wie Zitronen-, Eukalyptus- oder Lavendelduft, ist die Wirksamkeit umstritten. Ganz so leicht lassen sich die fliegenden Mini-Vampire anscheinend nicht überlisten. Bewährt haben sich Abwehrmittel mit den synthetischen Wirkstoffen DEET oder Icaridin. Diese stören oder blockieren den Geruchssinn der Steckmücken, sodass diese quasi «blind» werden. Nachteil: Vor allem DEET ist sehr aggressiv. Der Wirkstoff kann zu Hautreizungen führen und greift bestimmte Kunststoffoberflächen an.
Vergessen kann man sogenannte Insektenvertreiber, die mit Ultraschall arbeiten, etwa in Gestalt von Armbändern. Diese Hilfsmittel haben sich als komplett wirkungslos erwiesen. Es ist nicht einmal klar, ob Stechmücken Ultraschall überhaupt wahrnehmen können.
POL