Bessere Nutzung des Waldes gefordert
27.07.2021 WirtschaftZu wenig Holz, zu lange Lieferzeiten: Bauleute stöhnen, wenn sie danach gefragt werden. Dabei dehnt sich der Wald im Kanton Bern unverändert aus – aber längst nicht überall ist er wirtschaftlich nutzbar.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Mit 183 200 Hektaren sind 30,7 ...
Zu wenig Holz, zu lange Lieferzeiten: Bauleute stöhnen, wenn sie danach gefragt werden. Dabei dehnt sich der Wald im Kanton Bern unverändert aus – aber längst nicht überall ist er wirtschaftlich nutzbar.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Mit 183 200 Hektaren sind 30,7 Prozent der Berner Kantonsfläche bewaldet. 1980 waren es noch 28,6 Prozent. Die Zunahme geschehe vor allem dort, wo die landwirtschaftliche Nutzung aufgegeben werde, also in den Voralpen und Alpen. Zudem lasse der Klimawandel die Baumobergrenzen langsam steigen, wodurch potenzielle neue Waldflächen entstünden. Die Nutzung dieser Flächen ist meist erschwert und kostenintensiv. Pro Jahr wachsen im Kanton gut 1,65 Millionen Kubikmeter Holz nach, während 1,41 Millionen Kubikmeter genutzt werden.
Insgesamt arbeiten rund 12 800 Beschäftigte in 2320 Unternehmen der Wald- und Holzwirtschaft und erbringen eine Bruttowertschöpfung von 1,2 Milliarden Franken. Diese und weitere Zahlen zur Berner Wald- und Holzwirtschaft sind im neuen Branchenspiegel der Initiative Holz BE nachzulesen. Verarbeitet wurden dazu Berichte und Studien der Jahre 2013 bis 2018 sowie Befragungen von Unternehmen.
von Siegenthal ist unzufrieden
Der Holzvorrat in den Berner Wäldern wird im Branchenspiegel mit 401 Kubikmetern pro Hektare als überdurchschnittlich gross bezeichnet, der Schweizer Schnitt liegt bei 350 Kubikmetern. Dennoch ist Holz seit einigen Monaten Mangelware, vor allem auf dem Bau. Lieferzeiten von Monaten statt Wochen sind keine Ausnahme. Insbesondere die USA kaufen in Europa grosse Mengen auf, und die Preise sind nach wie vor tief, so tief, dass Waldbesitzer mittlerweile oft auf den Holzschlag und die Pflege verzichten. Diese Situation kritisiert Erich von Siebenthal, Präsident von Beo Holz und Initiative Holz BE, in seinem Jahresbericht ausdrücklich. Es brauche Vorwärtsstrategien, um auch die gesetzlichen Bestrebungen zu fördern, durch den Einsatz von Holz als Heizstoff CO2 zu reduzieren.
Verarbeitungskette stärken
Um die ganze Holzkette zu stärken, ist an der kürzlich stattgefundenen Hauptversammlung aus dem Verein Beo Holz die Lignum Holzwirtschaft Bern entstanden. Diese Organisation deckt neu den ganzen deutschsprachigen Kanton ab. Die Vernetzung in den Regionen soll durch Regionalgruppen gesichert werden; somit bleibt dem Oberland der Name «Beo Holz» auch in Zukunft erhalten.
Durch die verstärkte Propagierung von Schweizer Holz soll verhindert werden, dass noch mehr Flächen aus der Bewirtschaftung verschwinden. Dieser Trend sei seit einiger Zeit festzustellen.
Auf eine Umkehr hoffen auch die Sägereien, die von einem «blauen Auge» im Coronajahr 2020 sprechen. Gebaut worden sei viel, auch die vielen kurzarbeitsbedingten Heimwerker werden positiv erwähnt.
Ebenfalls positiv werden geplante Investitionen mehrerer Sägewerke beurteilt. Damit könnte die steigende Nachfrage in den gut ausgelasteten Firmen künftig besser gedeckt werden. Die Statistik zeigt, dass die Anzahl Sägereien seit 1996 von 148 auf 75 im Jahr 2017 gesunken ist. Die Schnittmenge reduzierte sich nur um gut zehn Prozent, da die Leistungsfähigkeit fast verdoppelt wurde.