Die Wendeltreppe kam von oben
16.07.2021 Frutigen, Bildung|SchuleDer Terminplan ist eng, bereits in vier Wochen beginnt die Schule wieder. Bis dahin herrscht auf der Baustelle im Widi-Schulhaus Hochbetrieb.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Das alte Widi-Schulhaus aus dem Jahr 1931 ist derzeit verkleidet, als wäre der Verpackungskünstler ...
Der Terminplan ist eng, bereits in vier Wochen beginnt die Schule wieder. Bis dahin herrscht auf der Baustelle im Widi-Schulhaus Hochbetrieb.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Das alte Widi-Schulhaus aus dem Jahr 1931 ist derzeit verkleidet, als wäre der Verpackungskünstler Christo dagewesen. Hinter der Abdeckung des Gerüsts wird intensiv gearbeitet – vielleicht weniger kunstvoll, dafür aber effizient. Dutzende Handwerker sind gleichzeitig in den verschiedenen Stockwerken tätig, ersetzen Fenster und Storen und verlegen neue elektrische Verkabelungen. In einer Regenpause wurde letzten Mittwoch das Dach geöffnet. Ein Autokran hievte die beiden je etwa 1,2 Tonnen schweren Teile der neuen Wendeltreppe aus Stahl hoch und von oben in das Treppenhaus. Über diese Treppe wird künftig das ausgebaute Dachgeschoss im Altbau zu erreichen sein. Untergebracht wird dort ein zentraler Lehrerbereich.
Der «Rucksack» steht
Dass zum Schulbeginn Mitte August die lärmigsten Arbeiten innerhalb von nur sieben Wochen erledigt sind, dafür hat Bauleiterin Rahel Jaggi von der Jaggi Frei Brügger Architekten AG zu sorgen. Sie hat nicht nur Wochenpläne erstellt, sondern das Bauprogramm teils auf einzelne Tage heruntergebrochen, damit alles parallel vorangeht. Dazu gehören beispielsweise Verstärkungen für die Erdbebensicherheit in Form neuer Mauern sowie in den Korridorwänden verklebter Karbonlamellen. Ausser den elektrischen Installationen müssen auch die sanitären Anlagen erneuert und der Alt- mit dem Erweiterungsbau verbunden werden. Dieser «Rucksack» in Holzbauweise mit zusätzlichen Klassenzimmern, der Tagesschule und der Heilpädagogischen Schule ist letzte Woche bereits aufgerichtet worden.
Rahel Jaggi ist mit dem bisherigen Verlauf zufrieden. Überraschungen gab es keine besonderen, und alle Beteiligten hätten den Terminplan im Griff. «Es benötigt aber viel Flexibilität und Einsatz, die groben Arbeiten wie den Einbau der neuen Böden vornehmlich nur in den Schulferien durchführen zu können», erklärt sie. Dies bedinge einen erhöhten Personaleinsatz durch die Firmen. Das ganze Projekt soll im Sommer 2022 abgeschlossen sein. Auf einen genaueren Termin will sich Jaggi vorerst noch nicht festlegen lassen, je nach Fortschritt werde sich der Terminplan noch verändern.
Freuen auf mehr Platz
Der Schulbetrieb und die Baustelle vertragen sich nicht automatisch. Die Zusammenarbeit mit den Lehrkräften funktioniere aber gut, sagt Jaggi. Diese müssten ihre Klassenzimmer vor den Ferien jeweils für die Handwerker vorbereiten, die Schränke und Pulte zusammenstellen und abdecken. Eine frühzeitige Kommunikation beispielsweise bei lärmigen Arbeiten oder bei Belegung des Pausenplatzes mit Mulden führe zu weniger Konflikten. Letztlich können sich trotz der Behinderungen alle auf eine verbesserte Raumsituation nach Abschluss der Arbeiten freuen.
Verzögerungen unerwünscht
Die Schulsituation, die vielen Beteiligten und der Zeitdruck machten das Projekt fordernd und spannend. Die Bauleitung werde deshalb weiterhin zweimal täglich auf der Baustelle auftauchen, um den Fortschritt zu kontrollieren oder die anstehenden Arbeiten detailliert zu besprechen.
Verzögerungen hat es im Vorfeld schon genug gegeben, schliesslich musste zweimal über den Baukredit abgestimmt werden. Nach dem ersten Urnengang war klar geworden, dass einige für später eingeplante Sanierungsarbeiten wie die Erneuerung des Stromnetzes im Altbau vorgezogen und in das Projekt integriert werden mussten. Die Kosten stiegen dadurch von 5,8 auf 6,6 Millionen Franken. Aktuell habe man die Kosten im Griff, heisst es dazu vonseiten der Frutiger Bauverwaltung.