Geld fliesst aufwärts
Zwei Berichte, die kürzlich im «Frutigländer» erschienen, liefern Rohstoff für eine Kolumne. Erstens: Der Adelbodner Gemeinderat will die Felswände über dem Dorf sowie das Hangrutschgebiet Holzachseggen für weitere Jahre messtechnisch ...
Geld fliesst aufwärts
Zwei Berichte, die kürzlich im «Frutigländer» erschienen, liefern Rohstoff für eine Kolumne. Erstens: Der Adelbodner Gemeinderat will die Felswände über dem Dorf sowie das Hangrutschgebiet Holzachseggen für weitere Jahre messtechnisch überwachen lassen. «Die Kosten werden vom Kanton mit 80 Prozent subventioniert», heisst es dazu. Es ist nur ein kleines Beispiel für die reichlichen Geldflüsse, die das Bergland mit seiner schwierigen Topografie jahrein, jahraus in Empfang nimmt. Das ist gut und richtig so. Nur sollte sich das Bergland ab und zu daran erinnern, wo die ganzen Subventionsmittel erarbeitet werden: Das Steuergeld stammt aus dem wirtschafts- und wertschöpfungsstarken Mittelland, mit unter aus den im Bergland verpönten links-grünen Städten.
Lektüre Nummer zwei: Die Berglandpartei SVP bekämpft per Referendum die revidierte Motorfahrzeugsteuer, die den CO2-Ausstoss der Fahrzeuge mitberücksichtigen will – also höhere Steuern für breitspurige Benzinsäufer. Dies im Sinne des Klimaschutzes und des CO2-Gesetzes, das die Bergländler zwar zu 70 Prozent abgelehnt, die subventionszahlenden Städter aber zu 70 Prozent gutgeheissen haben.
Die Gegenargumente der Berglandpartei sind dürftig: «Angesichts des weltweiten CO2-Ausstosses fällt der Anteil der Schweiz kaum ins Gewicht», verkündet die SVP. Damit argumentiert sie etwa so schlau wie ein Militärdienstpflichtiger, der das Einrücken verweigert mit der Ausrede, er sei ja nur ein winzig kleiner Teil der Armee – also gehe es dort gut auch ohne ihn ...
Des weiteren sagt die SVP über die neue Motorfahrzeugsteuer, sie benachteilige die Landbevölkerung: Wegen der Topografie sei diese stärker auf das Auto angewiesen als die Städter. Das stimmt natürlich. Aber wer braucht schon einen tonnenschweren, durstigen SUV? Der Markt bietet zahllose 4x4-Fahrzeuge mit vernünftiger Motorisierung, bei denen auch für Landbewohner kaum höhere Steuern anfallen werden. Und für die paar Wenigen (vorab Landwirte), die tatsächlich einen PS-starken Geländewagen benötigen, könnte ja die Wohngemeinde den Betrag der Steuererhöhung übernehmen. Sogar dafür liesse sich vielleicht in Bern unten noch eine kleine Subvention lockermachen. Ich hätte nichts dagegen.
TONI KOLLER
TONI_KOLLER@BLUEWIN.CH