BUNDESRAT TÖTET INSTAGRAM
Oft ist das Glück mit denen, die es gar nicht suchen. Luca Loutenbach ist so einer. Jeder weiss inzwischen, zu welcher Bandbreite an Emotionen der Fussball-Fan fähig ist. Der Jurassier steht symbolisch für das Irrsinnsspiel der Schweizer gegen ...
BUNDESRAT TÖTET INSTAGRAM
Oft ist das Glück mit denen, die es gar nicht suchen. Luca Loutenbach ist so einer. Jeder weiss inzwischen, zu welcher Bandbreite an Emotionen der Fussball-Fan fähig ist. Der Jurassier steht symbolisch für das Irrsinnsspiel der Schweizer gegen Frankreich, in dem sich die Nati vom krassen Aussenseiter zum Weltmeister-Besieger emporkämpfte. Auf der ganzen Welt werden nun Bilder von Loutenbachs Verwandlung herumgereicht – vom in sich zusammengesunkenen Trauerkloss zum schreienden Jubel-Hulk mit freiem Oberkörper. Dass er unfreiwillig zum Internethelden geworden ist, war dem eher zurückhaltenden jungen Mann zunächst nicht geheuer. Mittlerweile hat er sich seinen Ruhm aber zunutze gemacht und von der Swiss ein Gratis-Flugticket zum Viertelfinal in St. Petersburg abgestaubt.
Was Luca Loutenbach gelungen ist, versucht nun auch der Bundesrat – allerdings mit komplett anderer Herangehensweise. Bekannt ist die Landesregierung bereits, dafür braucht sie keine Internetmasse. Was ihr im Moment jedoch ein wenig fehlt, ist die Popularität. Um sein Image aufzubessern und vor allem neue Zielgruppen zu erreichen, wagt sich der Bundesrat demnächst auf die Trend-Plattform Instagram. Doch anders als Loutenbach überlässt er bei seiner Internetoffensive nichts dem Zufall. Damit die Instagram-Posts nicht peinlich werden und der Auftritt der Bundesräte einer gemeinsamen Linie folgt, müssen Profis ran – und die sind nicht billig. Zehn neue Vollzeitstellen werden für die Umsetzung der Social-Media-Strategie des Bundes geschaffen. Dass es nun Kritik und Häme hagelt, ist kaum verwunderlich – zumal die Erfolgsaussichten äusserst gering sind. Rentenreformen und Zolltarife sind halt nicht so sexy wie Fussball oder Beauty. Und ob sich Berset und Parmelin wie Luca Loutenbach «oben ohne» zeigen sollten, ist fraglich (obwohl diese Bilder zweifelsohne viral gehen würden).
Doch das grösste Problem der Bundesräte: Auf Instagram tummeln sich vor allem junge Menschen. Und was passiert, wenn Ältere die Plattformen Jüngerer bevölkern, sieht man am Beispiel Facebook: Die Jungen hauen ab. Instagram wird also out sein, noch bevor der Bundesrat dort ankommt.
BIANCA HÜSING
B.HUESING@FRUTIGLAENDER.CH