«Ist das Vertrauen in die Schule da, geht es einfacher»
13.08.2021 AdelbodenFür Andrea Schranz aus Aeschi geht eine intensive Woche zu Ende. Als neue Schulleiterin des Lohnerdorfs machte sie sich zunächst mit der fein verästelten Schullandschaft vertraut.
RUTH STETTLER
Am Montagmorgen stand eine Sitzung mit den Standortleitungen mit den ...
Für Andrea Schranz aus Aeschi geht eine intensive Woche zu Ende. Als neue Schulleiterin des Lohnerdorfs machte sie sich zunächst mit der fein verästelten Schullandschaft vertraut.
RUTH STETTLER
Am Montagmorgen stand eine Sitzung mit den Standortleitungen mit den Traktanden «Jahresplanung», «Organisation gemeinsame Weiterbildung», «Infrastruktur und Neuerungen im Bereich ICT» und «Verschiedenes» auf dem Programm. Am Nachmittag fand ein Gewaltprävention-Projekt mit dem Gesamtkollegium statt. Am Dienstagmorgen leitete Andrea Schranz einen Informationsmorgen für die 36 Lehrpersonen, am Nachmittag wurde in den verschiedenen Kollegien gearbeitet.
Die neue Schulleiterin nutzte die letzte Ferienwoche, um Kontakte zu knüpfen, Schulbesuche für die erste Schulwoche zu vereinbaren und die Dossiers von Vorgänger Robert Spielmann zu studieren. Sie ist nun gespannt, welche Herausforderungen auf sie zukommen werden. Die Aeschinerin hat bereits festgestellt, dass die Adelbodner bei der Umsetzung des Lehrplans 21 mit den überfachlichen Kompetenzen schon sehr weit sind. «Die Veränderungen in der Schullandschaft interessieren mich», sagt sie zum Antritt ihrer neuen Stelle.
Gsteigwiler als Sprungbrett für Adelboden
Vor Ort gibt es vorläufig nicht viel zu verändern. Sehr vieles läuft gut und ist eingespielt. Alt Bewährtes möchte Schranz aufrechterhalten. In den Schulen herrsche eine gesunde Grundbasis. Ihre ersten Eindrücke: «Es ist ein lebendiges LehrerInnen-Team mit einem offenen Umgang und einem coolen Grundtenor. Die Selbstverantwortung in den Gruppen ist durch das System der Standortleitungen sehr gross.»
Drei Jahre lang war Schranz im 400-Seelen-Dorf Gsteigwiler zu 10 Prozent als Schulleiterin und zu 70 Prozent als Lehrerin angestellt. Die verhältnismässig kleine Schule bezeichnet sie nun als Sprungbrett für die neue Stelle, wo sie bewusst nur noch «den Hut der Schulleiterin» trägt.
«Kinder stellen heute andere Fragen»
Anhand ihrer rund 30-jährigen Berufserfahrung als Lehrperson und als Mutter zweier Söhne stellt Andrea Schranz fest: «Die Schule ist nicht mehr nur eine Bildungsstätte, sondern sie bietet Tricks, wie man sich das Wissen aneignen kann. Die Kinder müssen sich auch die Frage stellen, wann wie gelernt werden muss.»
Kinder haben durch die allgegenwärtigen Medien ein breiteres Wissen als früher, jedoch sei dieses nicht fundierter. Dadurch befinde sich auch die Aufgabe der Lehrpersonen im Wandel. Zudem erhalte die Zusammenarbeit mit dem Team mehr Gewicht. Andrea Schranz setzt sich für eine Volksschule ein, in der alle Platz haben. Dazu brauche es offene Lehrpersonen, aber auch eine gesellschaftliche Entwicklung: Die Eltern müssten vom Leistungsdruck wegkommen. «Ist das Vertrauen in die Schule da, geht es einfacher, da die Lehrpersonen Rückhalt für tolle Aufgaben erhalten.»
Ausgleich vor dem Schulstart
Die neue Schulleiterin Adelbodens ist nicht nur beweglich in ihren Visionen und Vorstellungen: Kurz vor dem Schulstart der 412 Kindergärteler bis 9. Klässler stand noch ein Gleitschirmflug und eine Wanderung auf dem Spissenweg von Ried bis Adelboden auf dem Programm. Schranz mag zudem Musik, sie spielt Gitarre. Ihre Französisch-Lektionen haben meistens mit einem französischen Lied begonnen. Am liebsten unterrichtete sie jedoch das Fach TTG (Textiles und Technisches Gestalten). Auch in der Freizeit arbeitet sie gerne «etwas mit den Händen».
ZUR PERSON
Andrea Schranz, Jahrgang 1972, ist in Schönbühl aufgewachsen, wo sie auch die Primar- und Sekundarschule besuchte. Nach dem Lehrerseminar unterrichtete sie in Kirchberg, Aeschi und Gsteigwiler alle Stufen. Parallel zur Schulleiterstelle in Gsteigwiler absolvierte sie in den Jahren 2019 / 2020 den CAS-Lehrgang «Schulen leiten» an der PH Bern. Schranz wohnt mit ihren zwei Söhnen (13 und 16 Jahre) in Aeschi und mag es, in den Bergen unterwegs zu sein.
RUTH STETTLER