60 Jahre Fluggruppe: Ein Astronaut hält die Festrede
13.08.2021 Reichenbach, KientalSeit 60 Jahren besteht die Fluggruppe Reichenbach (FGR) bereits. Dieser Geburtstag wird nächstes Wochenende gemeinsam mit dem Fly-in der Flugzeugbauer gefeiert – und mit einem prominenten Gratulanten.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Bei guten Wetterbedingungen werden bis zu ...
Seit 60 Jahren besteht die Fluggruppe Reichenbach (FGR) bereits. Dieser Geburtstag wird nächstes Wochenende gemeinsam mit dem Fly-in der Flugzeugbauer gefeiert – und mit einem prominenten Gratulanten.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Bei guten Wetterbedingungen werden bis zu 80 Eigenbauflugzeuge aus dem Inund Ausland in Reichenbach erwartet. Es ist das erste Mal, dass dieses Fly-in im Kandertal stattfindet. Erfahrung mit fliegerischen Anlässen haben die Reichenbacher aber beispielsweise mit der erfolgreichen Organisation von Kunstflug-Schweizermeisterschaften genug. Manuela Gebert, die Präsidentin der Fluggruppe, freut sich über die Ausstrahlung, die so ein Anlass hat. Am Freitagnachmittag werden die Flugzeuge den Platz in Beschlag nehmen. Im Mittelpunkt stehen beim Treffen der Austausch und das gesellschaftliche Miteinander. Am Samstag feiert die FGR zudem ihr 60-jähriges Bestehen. Besucher sind willkommen, es gibt einen mittäglichen Grillplausch, einen Stand für Kinder mit der Möglichkeit, Flugzeuge zu basteln und zu bemalen – und natürlich viele Flugzeuge. Höhepunkt des Geburtstags ist am Samstagnachmittag um 14 Uhr der Auftritt des Schweizer Astronauten Claude Nicollier. Der Anlass ist öffentlich.
Der Blick zurück
Gegründet wurde die Reichenbacher Fluggruppe 1961 durch vier Thuner Piloten, die statt der dortigen Graspiste eine Hartbelagpiste nutzen wollten. Dafür bot sich der seit 1942 bestehende Militärflugplatz Reichenbach an. Die Verhandlungen mit dem Bund waren nicht einfach, doch erhielt die Gruppe schliesslich das Recht zur zivilen Mitbenutzung. Es gab aber Einschränkungen: So durften lange Zeit nur Piloten aus dem Amt Frutigen, dem Niedersimmental sowie Flugschüler aus der Region Interlaken und dem Haslital FGR-Mitglieder werden. Die erste eigene Maschine des Klubs war eine zweiplätzige Piper L4 mit gerade mal 65 PS.
Seit 2002 ist der Flugplatz Reichenbach zivil, gehört der Flugplatzgenossenschaft und wird von verschiedenen Gruppen respektive Firmen genutzt. Aktuell hat die Fluggruppe rund 70 Mitglieder, von denen 31 aktive Piloten sind, wie Präsidentin Manuela Gebert sagt. Waren es zu Spitzenzeiten sieben Maschinen, beschränkt man sich heute auf zwei moderne: eine viersitzige Cessna 182T und eine zweisitzige GlaStar.
Das Risiko fliegt mit
2001 brannte der aus Weltkriegszeiten stammende Holzhangar mit dem Flugsimulator und den damals vier Maschinen komplett ab. Es folgte ein schwieriger und kostenintensiver, aber erfolgreicher Neubeginn. Aktuell sinkt auch in Reichenbach die Mitgliederzahl stetig, aber «weniger ist insofern mehr, als diese Aktiven intensiv fliegen und mit Vergnügen am Vereinsleben teilnehmen. Als Jubiläumsgeschenk haben sie in Freiwilligenarbeit unser ‹Beizli› aufgefrischt», ist Gebert stolz. Sie hat 2019 die Vereinsführung von Remy Supersaxo übernommen. Erstmals hat die Fluggruppe nun eine Präsidentin.
Erschüttert wurde die FGR letztes Jahr, als sie ein Mitglied auf einem Rundflug verlor und insgesamt vier Tote bei dem Absturz im Wallis zu beklagen waren. Der Zusammenhalt der Fluggruppe in dieser schweren Zeit sei beispiellos gewesen. «Der Respekt und die Freude am Fliegen sind ungebrochen – wie auch die Dankbarkeit, bei diesem schönen Hobby unversehrt wieder zurückkehren zu dürfen», sagt die Präsidentin. Das Miteinander auf dem Flugplatz wie auch der Kontakt zur lokalen Bevölkerung werde geschätzt und man spüre den ‹Goodwill› diesem Hobby gegenüber.
Wie fast überall läuft dennoch auch in Reichenbach die Diskussion um die Nutzung des Platzes und seiner Umgebung, die ein beliebtes Naherholungsgebiet darstellt. Eine Überbauungsordnung, in der die verschiedenen Bedürfnisse berücksichtigt werden, ist bei der politischen Behörde in Arbeit. Die Fluggruppe ist dabei bestrebt, ihre drei Standbeine Privatflug, Rundflug und Flugschule wie bisher weiterführen zu können.
Weitere Infos zum Fliegerwochenende gibt es unter www.frutiglaender.ch/web-links.html