Auch im nächsten Jahr eine Opernakademie?
31.08.2021 KanderstegDie «Berlin Opera Academy» hat zwischen dem 15. Juli und dem 18. August in Kandersteg im Rahmen des «Opernfestes» eine Reihe von Opernabenden veranstaltet. Wie kam es dazu? Und wird das «Modell Kandersteg» auch nächstes Jahr wiederholbar sein?
MARTIN NATTERER
Um ...
Die «Berlin Opera Academy» hat zwischen dem 15. Juli und dem 18. August in Kandersteg im Rahmen des «Opernfestes» eine Reihe von Opernabenden veranstaltet. Wie kam es dazu? Und wird das «Modell Kandersteg» auch nächstes Jahr wiederholbar sein?
MARTIN NATTERER
Um eine Opernstimme zu entwickeln und vor allem um Opernsängerin oder Opernsänger zu werden, braucht es viel. Talent und Ausbildung allein reichen nicht aus. Zusätzlich sind Übung und praktische Erfahrung auf der Bühne nötig. Das Wichtigste daran ist die Begegnung mit einem Publikum. Diese Aspekte könnten die «Berlin Opera Academy» im Sommer 2021 dazu bewogen haben, eine einzigartige Konstellation – ausgelöst durch die Corona-Situation – auszunützen und nach Kandersteg zu kommen. Dort fand die Akademie einen fast leeren «Unterschlupf»: das KISC, das in gewöhnlichen Sommern bis zu 1600 Pfadfinder aus der ganzen Welt beherbergt und in dem neben dem obligatorischen Englisch meist noch eine Vielzahl anderer Sprachen gesprochen wird.
Für die «Berlin Opera Academy» bot das KISC nicht nur ein kostengünstiges Arrangement an, sondern man richtete dort auch Proberäume für 250 junge Musiker aus über 30 Ländern sowie für Coachingstunden ein.
Proben in einer sicheren «Blase»
Die Opernakademie lobte denn auch die Gemeinde Kandersteg und das KISC, vor allem in Bezug auf die eigentümliche Pandemiesituation. «Kandersteg schien der sicherste und vernünftigste Weg, mit der Covid-Situation umzugehen», so charakterisierte Mark Sampson, der künstlerische Leiter der «Berlin Opera Academy» und selbst erfahrener Opernsänger, Kandersteg als geradezu idealen Veranstaltungsort für 2021. «Der Ort ermöglichte es, uns in einer ‹hochgeimpften Blase› richtig zu isolieren (80 Prozent der Teilnehmer waren vollständig geimpft), und er bot uns die räumliche Distanz, die wir in einer städtischen Umgebung nicht hätten haben können. Kandersteg hat uns eine Gelegenheit gegeben, zusammen in dieser ‹Blase› zu leben und Auftritte in der sichersten aller Umgebungen zu veranstalten. Und natürlich war ich auch von der atemberaubenden Umgebung beeindruckt.»
Oper braucht Öffentlichkeit
Wer aber wollte bestreiten, dass Oper – abgesehen von der Abgeschiedenheit in der Vorbereitungsphase – immer auch ein Publikum braucht? Und Kandersteg erwies sich selbst für das eher anspruchsvolle Opernpublikum als interessanter Veranstaltungsort. Weil das touristisch geprägte Dorf auch in Corona-Zeiten Hunderte, ja vielleicht sogar Tausende von kulturinteressierten Gästen beherbergt (oder zumindest anzieht), war schon durch die Feriengäste ein adäquates Publikum anwesend. Und so war der Gemeindesaal, der als «Opernbühne» fungierte, auch an fast jedem der vielen Aufführungsabende prächtig gefüllt.
Das Programm war anspruchsvoll: «Zauberflöte», «Fledermaus», «Hänsel und Gretel», «Gianni Schicchi & Suor Angelica» und «Aria Nights» mit Werken von Mozart, Strauss, Puccini und anderen mehr (der «Frutigländer» berichtete). Kurzum: Das «Opernfest» in Kandersteg war ein Erfolg.
Warum nicht im Jahr 2022 wiederkommen?
Warum also nicht das Ganze im kommenden Jahr wiederholen? Zu ähnlicher Zeit, am gleichen Ort, mit einem ähnlichen Konzept, mit denselben «Spielern» – oder eben einer frischen, noch jüngeren Generation? Vielleicht ist ein wenig Spekulieren erlaubt. Dass Corona bis zum Frühsommer nächsten Jahres noch in einer weiteren Welle daherkommt, ist gar nicht so unwahrscheinlich. So könnten die Chancen für ein erneutes Kandersteger «Opernfest» im Jahr 2022 gut stehen. Und wenn man ein wenig träumt, könnte man sich sogar eine attraktive «Opernakademie» vorstellen, die jährlich – oder wenigstens zweijährlich – in Kandersteg wiederholt wird.
Die Gespräche dazu, auch wenn ihr Ausgang offen ist, werden vielleicht bald beginnen.