STARKE TRÄUME
Über 80-mal habe ich dieses Jahr schon Warnungen aufs Handy bekommen. Es geht nicht um Unwetter oder kühle Herbsttage mitten im Sommer – was eigentlich anzunehmen wäre –, sondern um Brand- oder Unfallgefahr, um Blei, Pestizide, Schimmelpilze und ...
STARKE TRÄUME
Über 80-mal habe ich dieses Jahr schon Warnungen aufs Handy bekommen. Es geht nicht um Unwetter oder kühle Herbsttage mitten im Sommer – was eigentlich anzunehmen wäre –, sondern um Brand- oder Unfallgefahr, um Blei, Pestizide, Schimmelpilze und häufig auch um Listerien. Also durchaus ernste Themen.
Die Nachrichten kommen von der digitalen Plattform www.recall.admin.ch. Darauf werden Warnungen und Rückrufe von fehlerhaften Produkten gelistet und auch per App oder Mail verbreitet – eine nützliche Sache, schliesslich hat niemand gern Glassplitter in der Konfitüre oder riskiert einen Sturz mit seinem neuen Roller wegen einer schadhaften Schraube. Ich lerne so auch immer wieder neue Produkte oder Firmen kennen, von deren Existenz ich bisher keinen blassen Schimmer hatte.
Ein öffentlicher Rückruf respektive eine Warnung zeugt zudem von einem gewissen Verantwortungsbewusstsein. Wobei … meist wird eher der Druck der Behörden hinter der Warnung stehen. Auch Konsumenten können Probleme oder Fehler melden, doch vor einer Push-Nachricht wird die Sachlage natürlich genau abgeklärt. Sonst könnte ja ein Konkurrent angeschwärzt werden.
Normalerweise reicht ein kurzer Blick aufs Handy, denn von gefährlichen Babysitzen oder nicht schwimmfähigen Schwimmringen bin ich nicht betroffen. Doch seit Anfang Juli schaue ich genauer hin, auch ohne etwas geraucht zu haben: In den letzten gut vier Wochen wurden ganze elf Warnungen vor Produkten aus dem Cannabisbereich verbreitet. Jedes Mal hatten die Kontrollbehörden zu hohen THC-Gehalt in eigentlich nicht berauschenden Hanfprodukten gefunden. Gemäss Lebensmittelgesetz, das nur minimale Spuren davon erlaubt, wird jeweils vor einer Gefahr für die Gesundheit gewarnt. Betroffen sind diverse Öle, Kapseln und Tees.
Ich frage mich dann schon, wie beispielsweise ein angeblich zu starker Tee mit der Bezeichnung «Traumfänger» wirkt? Sind Albträume die Folge? Unerwartete eingebildete Erlebnisse? Oder wirkt er «für ä tüüfä, gsundä Schlaf»? Egal. Ich bin geneigt zu sagen: Geniesst es einfach, sollte die Wirkung interessanter sein als erwartet …
HANS RUDOLF SCHNEIDER
H.SCHNEIDER©FRUTIGLAENDER.CH