ALPWIRTSCHAFT Nicole Knöpfel weilte als Freiwillige eine Woche bei Familie Hari auf der Bonderalp, vermittelt wurde sie von Caritas Schweiz. Der «Frutigländer» hat die Unterländerin bei der Arbeit besucht.

KATHARINA WITTWER
Seit rund 40 Jahren vermittelt Caritas Schweiz für die Sommermonate wochenweise Arbeitsplätze gegen Kost und Logis im Berggebiet. Bauernfamilien, die gerne Hilfe annehmen, können sich bei dieser Organisation anmelden. Gottfried und Christa Hari-Gerber aus Adelboden haben sich diesen Sommer zum ersten Mal gemeldet und Hilfskräfte gefunden. «Man muss flexibel und offen sein, wenn man fremden Leuten Einblick in Haus und Hof gibt», erzählt Christa Hari und ihr Mann Gottfried fügt sogleich an, dass sie bisher nur positive Erfahrungen gemacht hätten.

Adelboden war Zufall
Nach Adelboden auf die Bonderalp kam Nicole Knöpfel. Die Frage, weshalb sie ausgerechnet diesen Einsatzort gewählt hat, beantwortet sie so: «Ich wollte schon länger etwas Soziales tun – wo, war zweitrangig. Im Internet bin ich auf Caritas Schweiz gestossen. Das Angebot von Familie Hari hat mich am meisten angesprochen. Und es hat geklappt!»

Körperliche Arbeit war für die gebürtige Ostschweizerin neu. «Genau das war mein Ziel: Abstand nehmen von meinem kopflastigen, stressigen Büroberuf. Bis es so weit war, vergingen aber schon ein Tag und eine Nacht.»

Knöpfel konnte sogar länger schlafen als zu Hause, denn die Kälber und Kühe musste sie erst gegen halb acht von der Weide holen. Während Gottfried die Kühe molk, tränkte sie die Kälber. Nach dem Stallputzen und dem Frühstück fuhr sie mit der Familie in den Talbetrieb, wo Unkraut ausreissen und vor allem Heuen angesagt waren. Täglich gab es auch Haushaltsarbeiten zu erledigen und – falls Gäste auf der Hütte übernachteten – das Bettzeug zu wechseln. Muskelkater hat sie bei alldem nicht bekommen, wahrscheinlich, weil sie in der Freizeit oft in den Bergen unterwegs ist. Abends ist sie jedoch stets müde ins Bett gefallen.

Aufenthalt wegen «Buremärit» verlängert
Bei Caritas Schweiz dauert eine Woche von Sonntag bis Freitag. Einen Tag nach dem Ende ihres «offiziellen» Einsatzes fand in Adelboden der erste «Buremärit» statt. Christa betrieb mit ihren Töchtern einen Stand und verkaufte Sirup, hergestellt aus eigenen Gartenkräutern, Güetzi und selbst gebastelte Geschenke. All das musste beschriftet und hübsch verpackt werden. «Dabei habe ich auch geholfen», erzählt Nicole Knöpfel. «Weil ich am Märit dabei sein wollte, bin ich zwei Tage länger geblieben.»

Es sei schön und zugleich eindrücklich zu erleben, was es braucht, um Nahrungsmittel herzustellen. «Völlig anders, als wenn ich den Einkaufswagen an den Gestellen im Supermarkt entlangschiebe.» Nicole Knöpfel möchte ihre neuen Erfahrungen keinesfalls missen und kann sich gut vorstellen, künftig weitere freiwillige Einsätze zu leisten.

Mehr zu freiwilligen Bergeinsätzen und zu Haris Angeboten finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html

Haris Landwirtschaftsbetrieb in Kürze

Der Talbetrieb der Familie Hari liegt am Hirzbodenport. Vor und nach der Alpzeit weilt ihr Vieh im «Zuckerweidli» zuhinterst im «Bonderlentäli». Die Alpzeit auf der Bonderalp dauert 80 Tage. In dieser Zeit wohnen Gottfried und Christa Hari-Gerber mit ihrer jüngsten Tochter Darlene «i de Louene», so der Name der Hütte. Mit der Milch der neun reinen Simmentaler Kühe werden Kälber gemästet. Neu bieten Haris auf der Alp auch Bed & Breakfast an. Ausserdem ist das «Zuckerweidli» als Ferienhaus mietbar. Im kleinen Selbstbedienungslädeli können durstige Wanderer kühle Getränke, Bauernhofglace und selbst hergestellten Sirup kaufen. Die Hütte liegt an der «Via Alpina», dem Weitwanderweg von Triest nach Monaco.

WI

«Ich wollte schon länger etwas Soziales tun»

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