Ein Ensemble in Feierlaune
21.09.2021 AdelbodenAuch dem Neuen, Ungewohnten Raum zu geben, ist seit Jahren Merkmal des SCMF, und gerade die Ausgabe 2021 war reich an Uraufführungen. Am vergangenen Wochenende kam noch eine weitere hinzu: Das Musikschulorchester SInfoniKA führte in Frutigen erstmals ein Werk des einheimischen ...
Auch dem Neuen, Ungewohnten Raum zu geben, ist seit Jahren Merkmal des SCMF, und gerade die Ausgabe 2021 war reich an Uraufführungen. Am vergangenen Wochenende kam noch eine weitere hinzu: Das Musikschulorchester SInfoniKA führte in Frutigen erstmals ein Werk des einheimischen Komponisten Sami Lörtscher auf.
MARK POLLMEIER
«Lieber Hans Peter, ich habe mir Gedanken über ein neues Ensemble für die MUSIKA gemacht.» So schrieb Susanne Burger am 25. April 2010 an Hans Peter Zumkehr, den damaligen Leiter der Musikschule. Was aus dieser kurzen E-Mail wurde, liess sich am vergangenen Samstag in Frutigen sehen. Im Rahmenprogramm des SCMF trat dort das inzwischen etablierte MUSIKA-Orchester auf. Er freue sich immer, junge Leute zu sehen, die Musik zum Blühen bringen, sagte Urs Pfenninger, Vizepräsident des Vereins Swiss Chamber Music Festival, zur Begrüssung.
Neuer Name, neues Logo
Zu seinem 10-Jahr-Jubiläum hat sich das Ensemble einen neuen Namen gegeben: SInfoniKA. Wie MUSIKA ist auch diese Bezeichnung eine sprechende Abkürzung, in der das SImmental und das KAndertal stecken. Zum runden Geburtstag gab es aber nicht nur einen neuen Namen und T-Shirts mit dem Orchesterlogo, sondern auch ein Doppelkonzert in Frutigen und Erlenbach. Dazu hatten die Leiterinnen Susanne Burger und Judith Keller ein Best-of des ersten Jahrzehnts zusammengestellt, also Stücke, die schon bei der ersten Aufführung «gezogen haben», wie Burger es formulierte.
Mal «Forte», mal «Mezzoforte»
Musikschulorchester sind nicht ganz einfach zu führen. Zum einen haben sie häufig eine ungewöhnliche Besetzung. Bei der SInfoniKA überwiegen aktuell die Streichinstrumente, daneben gibt es vor allem Flöten und wenige weitere Holzblasinstrumente wie Klarinette oder Saxofon. Für die Interpretation von Stücken ist diese Zusammensetzung eine Herausforderung – man kann eben nur die Instrumente einsetzen, die vorhanden sind.
Zum anderen vereinen sich in einem Musikschulorchester ganz verschiedene Altersstufen und Niveaus. Für die einen stellt ein Stück vielleicht kein Problem dar, für andere dagegen schon.
Bei der SInfoniKA trägt man all dem Rechnung, indem verschiedene Niveaugruppen gebildet werden. Je nach Stärkegrad tragen sie Namen wie «Forte» oder «Mezzoforte» und üben jeweils nur bestimmte Passagen des Programms ein, das später zu einem Ganzen zusammengesetzt wird.
«Ds Zündhölzli» und «Hemmige»
Am Konzert der SInfoniKA kamen aber nicht nur verschiedene Niveaustufen zum Einsatz, auch die einzelnen Instrumentengruppen traten gut hörbar in Erscheinung. Das bekannte Ragtime-Stück «The Entertainer» setzt normalerweise mit einem charakteristischen Klavierthema ein. In Frutigen übernahmen die Flöten diesen Part, bevor sie von den Streichern abgelöst wurden und sich daraus ein Wechselspiel der einzelnen Instrumentengruppen entwickelte. Ähnlich war es im Mani-Matter-Medley. Bei «Dr Sidi Abdel Assar vo El Hama» bestritten wiederum Flöten und Streicher den Auftakt des Stücks. Und weil die menschliche Stimme ein fantastisches Instrument ist, kam auch sie noch zum Einsatz: Zu «Zündhölzli» und «Hemmige» sangen die Orchestermitglieder jeweils eine Strophe mit.
Abba und die Beatles, «Fluch der Karibik» und Schostakowitsch – nach vielen populären Hits und Melodien näherte sich der Konzertnachmittag seinem Höhepunkt. Anlässlich des Jubiläums hatte die Musikschule den Simmentaler Musiker und Komponisten Sami Lörtscher gebeten, ein Stück für die SInfoniKA zu schreiben. Lörtscher, der selbst an der MUSIKA Trompete unterrichtet, liess sich nicht lange bitten und komponierte passend zum Anlass «Celebration» (Feier).
Pfeifen zum Jubiläum
Für dieses Werk wurde auf der Bühne erneut umgebaut – und Platz geschaffen. Für die Uraufführung betraten 20 ehemalige Orchestermitglieder die Kirche und bereicherten die SInfoniKA um einige neue Instrumente. Und Sami Lörtscher verstand es, in seinem Jubiläumswerk alle «zu Wort» kommen zu lassen – von rhythmisch klopfenden Klangröhren (sogenannten Boomwhackers) bis hin zu Lippen (pfeifenden Musikern) wurde einiges geboten. Nach dem langen Applaus von Freunden, Verwandten und Musikschulfans spielte die SInfoniKA das Feststück «Celebration» gleich noch einmal und entliess die Zuschauer damit in den sonnigen Herbstnachmittag.