Ein Parkplatz voller Geschichte und Emotionen
07.09.2021 Reichenbach, KientalZum 17. Mal fand am vergangenen Sonntag der Frutigtaler Oldtimertreff statt. Auf dem «Oldtimerparkplatz» in Reichenbach versammelten sich wunderschöne Fahrzeuge aus mehreren Jahrzehnten Automobilgeschichte – häufig waren die liebevoll gepflegten Klassiker auf zwei oder vier Rädern ...
Zum 17. Mal fand am vergangenen Sonntag der Frutigtaler Oldtimertreff statt. Auf dem «Oldtimerparkplatz» in Reichenbach versammelten sich wunderschöne Fahrzeuge aus mehreren Jahrzehnten Automobilgeschichte – häufig waren die liebevoll gepflegten Klassiker auf zwei oder vier Rädern älter als ihre Lenker. Diese frönen mit ihren Oldtimern denn auch dem authentischen Fahrgefühl.
MICHAEL MAURER
Die Modellbezeichnung, die man sich bei Toyota in den 1950er-Jahren ausdachte, passt perfekt zu den letzten anderthalb Jahren: «Corona». Doch im Unterschied zum gleichnamigen Virus ist der Toyota Corona heute beinahe ausgestorben. Gerade mal noch vier Stück gebe es in der Schweiz, erklärte der Besitzer des sehr gepflegten, 1969 gebauten Viertürers. Und eines davon weckte nun am 17. Frutigtaler Oldtimertreff das Interesse des Publikums.
Selbstverständlich fehlten auch dieses Mal die bekannten klassischen Alltagsfahrzeuge aus der Zeit der Massenmotorisierung nicht: Der italienische Lebensfreude versprühende Fiat Cinquecento, der solide und gleichzeitig unverkennbare deutsche VW Käfer sowie der britisch-spassige Mini fanden am letzten Sonntag zahlreiche Sympathisanten. Doch auch auf den Strassen zu Zeiten des Nachkriegsbooms fuhren – lange bevor man den Begriff SUV kannte – schon grössere Gefährte. Eines davon war der kultige VW-Bus. Gleich mehrere der «Bullis» parkten in Reichenbach, auch in charakteristischen Pastellfarben in Kombination mit Weiss.
Die Jungen in ihren alten Autos
Bekanntlich gab es schon vor Jahrzehnten neben den Alltagsfahrzeugen auch «dream cars». Eines dieser begehrten Modelle war der Ford Mustang, und es schien, als habe sich der eine oder die andere diesen Traum in späteren Jahren noch erfüllt. Auf jeden Fall glänzten einige dieser sportlichen US-amerikanischen Wagen vor der Reichenbacher Gebirgskulisse um die Wette. Manchmal kann ein motorisierter Traum aber auch kleinere Karosseriedimensionen aufweisen, und bei einem Leergewicht von nur 600 kg können schon 80 PS gehörig Spass machen. So jedenfalls erging es einem Besucher, der sich einen wunderschönen Mini Cooper S – aus englischem Import und somit rechtsgesteuert – leistete. «Zum 70. Geburtstag habe ich mir einen Traum erfüllt», so der Oldtimerfahrer.
Wie es zumindest in Reichenbach auffiel, scheinen auch immer jüngere Fahrer ältere Fahrzeuge zu lieben. Da war etwa der Emmentaler mit seinem VW Golf II – beide mit Jahrgang 1984. Stolz und begeistert zugleich erzählte er von aufwendigen Restaurationen und wusste auch um die Eigenheiten der verschiedenen Farben, in denen das Kultauto aus Wolfsburg seinerzeit erhältlich war. Gerade mal rund zwanzigjährig wiederum war der Einheimische, der mit einem für die damalige Zeit top ausgestatteten Rover 3500 Vitesse auf den Platz fuhr. Dieser war rund 15 Jahre vor der Geburt seines jetzigen Besitzers in Grossbritannien vom Band gelaufen.
Benzingespräche bei strahlendem Sonnenschein
Der Lastwagenmechaniker schätzt, dass die Technik älterer Fahrzeuge noch mehr eigenhändige Arbeiten am Auto erlaubt. Zudem gefallen ihm die Karosserieformen besser, und Oldtimer böten gegenüber modernen Automobilen das authentischere Fahrgefühl. Eine jüngere Frau wiederum verwies auf die eigene Geschichte, die ältere Autos mit sich brächten. Sie war mit einem US-amerikanischen Buick Skylark aus den späten 1980er-Jahren ins Kandertal gefahren. Sofort entwickelte sich auch hier ein «Benzingespräch». Dieses Mal ging es um das rote, plüschige Interieur, die durchgehende Sitzbank vorne und die Sitzgurte auf der Rückbank die an Flugzeuggurte erinnern.
Die Automobilklassiker, die vielen interessierten Besucher und das prächtige Wetter bereiteten auch den Organisatoren viel Freude. Adrian Fritschi, Chef des Frutigtaler Oldtimertreffs, war rundum zufrieden. «Es war einmal mehr ein Anlass, der Oldtimerbesitzer und automobilbegeisterte Besucher zusammenbrachte», bilanzierte er am Sonntagabend.