Mit 100 Kühen ins Tal
14.09.2021 Reichenbach, KientalALPWIRTSCHAFT 20 Tage früher als geplant verliessen Anna und Hans von Känel am Samstag die Alp Bundläger. Bevor die Familie mit ihren Helfern und ihren Tieren zurück nach Scharnachtal laufen konnte, gab es noch allerhand zu tun.
MICHAEL SCHINNERLING
Es ist noch ...
ALPWIRTSCHAFT 20 Tage früher als geplant verliessen Anna und Hans von Känel am Samstag die Alp Bundläger. Bevor die Familie mit ihren Helfern und ihren Tieren zurück nach Scharnachtal laufen konnte, gab es noch allerhand zu tun.
MICHAEL SCHINNERLING
Es ist noch dunkel, als die Kühe von der Weide in den Stall geholt werden. Die Tiere wissen genau, durch welchen der drei Eingänge sie ihren Platz finden. Die Helfer sind dabei, die Melkmaschine anzuwerfen und zum letzten Mal für diese Saison alle Kühe zu melken. Während der eine Teil der Helfer die kleinen Glocken abnimmt, liefern andere die grossen Glocken an. Diese werden den Tieren für den Alpabzug umgehängt. Am Vortag hat Anna von Känel mit drei Helfern wunderschönen Blumenschmuck aus Goldrute, Strohblumen, Tagetes, Tannenzweigen, Flox und Dahlien angefertigt.
Die Helfer arbeiten Hand in Hand, alles läuft sehr ruhig, speditiv und effizient ab. Unterdessen wird die Milch in einen grossen Kühltank gefüllt und zur Käseverarbeitung abgeführt. Die Kühe durchlaufen nach dem Melken noch eine Art Schönheitsprogramm. Das Fell wird geputzt, der Schwanz schön gekämmt. Zum Schluss kommt der Blumenschmuck zwischen die Hörner. Die Älpler und alle zwölf Helfer haben sich derweil umgezogen. In Mutz, Tracht, Sennenhemd oder Edelweissbluse sind nun alle bereit, den Weg nach Scharnachtal unter die Füsse zu nehmen.
Ein bisschen Wehmut
«Wir gehen 20 Tage früher als geplant. Das Wetter war nicht gut für uns. Dafür hatten wir grossartige Mitarbeiter und auch sonst eine schöne Zeit auf der Alp», erzählt Anna von Känel. Für die Gehilfen und Zusennen ist es der letzte Arbeitstag. Alle gehen mit Wehmut, denn das Miteinander auf der Alp war intensiv und schön. Rund 1200 Liter Milch hat Anna von Känel täglich zu Mutschli, Joghurt und Berner Alpkäse AOP verarbeitet. Ferner wurde Ziegenkäse hergestellt. Nun ist es so weit: Der Stall wird geöffnet, die Tiere kommen heraus. Mit schnellem Tempo zieht es sie Richtung Tal. So eine Kolonne von Vierbeinern muss im Zaum gehalten und die Geschwindigkeit zuerst einmal gedrosselt werden.
Mit Jubel empfangen
Den Alpabzug hört man im Tal schon von Weitem. Damit alles rundläuft, fährt Hans von Känel mit seinem Auto vor, um die Autofahrer zu informieren. Waren es am Berg nur vereinzelte Passanten, die ihre Kameras zückten, werden es nun immer mehr, je näher man ins Tal vorrückt. Es ist ein Schaulaufen für Mensch und Tier. Mit Jubel und freundlichen Zurufen wird der Tross begrüsst. Wie Stars auf dem Laufsteg müssen sich die Älpler vorkommen. «Sälü zäme! Schön, dass ihr wieder da seid», ruft jemand. Andere halten einen kleinen Drink oder sonst eine Erfrischung fürs Team parat. Nach fast fünf Stunden kommt die Züglete im Stall an. Hier übernehmen dann die Eigentümer ihre Tiere. Zurückgeblieben auf der Alp sind nur die Geissen, Alpschweine und Hühner. Diese werden im Laufe der kommenden Woche ins Tal geholt.