Vom Einzug der Briten bis zum Klimawandel
14.09.2021 TourismusEine aktuelle Ausstellung in Unterseen widmet sich der Geschichte des Winter-Tourismus von seinen Anfängen im Jahr 1864 bis heute.
KURT METZ
Besucher des «Tourismuseums» in Unterseen werden begrüsst von einem Foto mit dem Funi aus der Region Adelboden-Lenk. ...
Eine aktuelle Ausstellung in Unterseen widmet sich der Geschichte des Winter-Tourismus von seinen Anfängen im Jahr 1864 bis heute.
KURT METZ
Besucher des «Tourismuseums» in Unterseen werden begrüsst von einem Foto mit dem Funi aus der Region Adelboden-Lenk. Aufgenommen wurde es wahrscheinlich im Winter 1935. Dieses Transportmittel ist Teil der äusserst dynamischen Entwicklung des Wintersports in der Schweiz. Derartige Aufstiegshilfen waren im Berner Oberland während Jahrzehnten verbreitet: So fuhren die seilgezogenen Schlittengefährte in Gstaad (1934 bis 1944), an der Lenk (1937 bis 1947), in Zweisimmen (1936 bis 1957), in Saanenmöser (1938 bis 1986) und in Grindelwald (1938 bis 1995). Abgelöst wurden sie von Skiliften, Sessel- und Gondelbahnen.
Sonne und Schnee
Der Anstoss zum Wintertourismus liegt allerdings weit länger zurück: Der St. Moritzer Hotelier Badrutt lud 1864 sechs seiner englischen Sommerstammgäste ein und versprach ihnen, dass sie bei winterlichem Sonnenschein hemdsärmelig auf seiner Terrasse sitzen könnten. Sie kamen, genossen das alpine Klima und reisten im Frühling sonnengebrannt nach Hause. Dort erzählten sie «halb England» von ihrem genussvollen Aufenthalt: Der Schweizer Wintertourismus war geboren und nahm seinen Lauf.
Die Briten reisten also als Erste zwischen Weihnachten und Ostern für Ferien in die Schweizer Alpen. Sie machten mit damals frivol anmutenden Aktivitäten von sich reden und damit den Wintersport bekannt: Eislaufen auf den Eisbahnen der Hotels, Schlitteln und Bobsleighfahren.
Vergnügen und Technik
1910 gab es in der Schweiz bereits über sechzig Bobbahnen. Der Bobsleigh «Tartarin» sauste um 1920 den Bobrun in Grindelwald hinunter und ist heute im Tourismuseum vor einem grossen Wandbild der Grindelwalder Schneelandschaft zu sehen. Der erste Skilift lief 1934 in Davos – in der Ausstellung lässt sich eine Skifahrerin im einstigen «Komfortsitz» von Innerwengen an den Pistenstart zum Lauberhorn-Slalom-Zielschuss ziehen.
Stimmungsvoll und vielfältig
Im ehemaligen Unterseener Pfarrhaus bietet das Tourismuseum eine lebendige und bunte Reise durch die Geschichte des Schweizer Winter-Tourismus mit Modellen und Originalen, mit animierten und akustischen Elementen. Eindrücklich beginnt die Ausstellung im Parterre, wo die Bedeutung der Eisenbahn als Motor für den Fremdenverkehr gezeigt wird.
Dieser Motor läuft noch immer: Mit dem in einem guten Jahr in Betrieb gehenden Goldenpass-Express steht er vor einem weiteren Höhepunkt. Dank den in Zweisimmen umspurbaren Luxuswaggons wird er seine Passagiere von Montreux durch das Saanenland über Spiez bis nach Interlaken fahren – umsteigefrei und klimaneutral.
Das Tourismuseum mit der aktuellen Ausstellung «Geschichte des Winter-Tourismus» ist bis Ende Oktober jeweils von Mittwoch bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet (Obere Gasse 26, Unterseen). Weitere Informationen zum Tourismuseum Unterseen finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html