Nun stehen sie, die vier eisernen Herzen. In der Tourismusregion Adelboden-Lenk-Kandersteg wurden vier besonders schöne Orte ausgewählt, um die «Giant Hearts» zu platzieren – die grössten Herzen der Schweizer Alpen. Die Idee dahinter ist natürlich marketingtechnischer Natur. So erhofft ...
Nun stehen sie, die vier eisernen Herzen. In der Tourismusregion Adelboden-Lenk-Kandersteg wurden vier besonders schöne Orte ausgewählt, um die «Giant Hearts» zu platzieren – die grössten Herzen der Schweizer Alpen. Die Idee dahinter ist natürlich marketingtechnischer Natur. So erhofft man sich viele zufriedene Gäste, die an einem dieser grossen Herzen ihren Herzenswunsch befestigen und damit der Region verbunden bleiben. Zusätzlich sollen die hoffentlich zahlreichen geschossenen Bilder über die sozialen Medien in die Welt hinausgetragen werden. Vielleicht kommen künftig Touristen extra zu diesen Herzen, um dort einen ganz besonderen Wunsch zu hinterlegen. Vielleicht gelingt es, dass verliebte Paare ihre Liebesschlösser nicht an der «Pont des Arts» in Paris oder der «Liebesbrücke» in Helsinki befestigen, sondern an einem Herz auf Sunnbüel oder Ramslauenen.
Mit einem Herz lässt sich viel Positives assoziieren. Es erstaunt deshalb nicht, wenn Touristiker und Gastgeber der Herzform vertrauen und ihre Gaststuben, die Zimmer und ihr Werbematerial mit Herzen schmücken.
Am beliebtesten scheint mir in letzter Zeit aber die Willkommensfloskel «Herzlich willkommen» zu sein. An jeder Ecke werde ich schriftlich herzlich willkommen geheissen.
Fühlen sie sich herzlich aufgenommen, wenn dies an einer Tafel beim Eingang steht? Natürlich spielt es zusätzlich eine Rolle, wie liebevoll das Ganze gestaltet wurde: Stehen Blumen daneben, hat man besonders schön geschrieben, wurde ein Banner vom Getränkelieferanten verwendet oder hat man sich die Mühe gemacht, einen alten Holzrahmen nach dem Prinzip «Shabby Chic» herzurichten und zu beschriften? Aber trotzdem: Ob ich herzlich empfangen werde, entscheiden die Menschen, die mich an der Tür begrüssen, die mich anlachen, die mich hereinbitten, die mich fragen, wie der Tag, die Wanderung oder der Skitag war, die mir behilflich sind, mir Tipps geben und vielleicht etwas über sich und den Ort erzählen. Ja, dann fühle ich mich herzlich aufgenommen und willkommen geheissen.
Es braucht Menschen mit Herz und Herzlichkeit, um ein geschriebenes «Herzlich willkommen» zum Leben zu erwecken. Andernfalls bleibt es eine leere Versprechung mit fahlem Beigeschmack. Umso schöner deshalb, wenn ich vom Koch persönlich begrüsst werde, die Brotverkäuferin mir einen wunderschönen Tag wünscht und der Käser mir ein Stück vom Käse zum Degustieren gibt und mir dazu von der Alp erzählt, auf der er produziert wurde.
So hoffe ich, dass unsere vier Herzen für die gelebte Herzlichkeit stehen und dass unsere Gäste weitererzählen: «Die vier ‹Giant Hearts› stehen dort, wo Herzlichkeit gelebt wird – und nicht nur auf den Tafeln vor der Türe steht».
BARBARA JOST
BAEBU.JOST@BLUEWIN.CH